MOLiS: Einführung

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Photo: Deutsches Museum München, BNr 02154

Das Problem offenbarte sich ab 1824:

Wöhler bestimmte 1822 die Elementarformel eines völlig harmlosen Stoffes als: AgCNO.

Liebig kam 1823 für einen ganz anderen, explosiven Stoff zum Ergebnis: AgCNO.

Das konnte doch nicht wahr sein!


http://www.uni-giessen.de/
~gi04/justus.html

Es kam zum Streit, wer von beiden die fehlerhafte Analyse geliefert habe, denn in der Zeit vor 1816 waren schon öfter Vermutungen zu ähnlichen Phänomenen geäußert worden (Thomson, Dalton, Gay-Lussac), die sich aber stets durch Analysefehler erklären ließen . [22]


 


  http://www.chem.tamu.edu/
class/fyp/mote/ch12-m.html

Gay-Lussac schlichtete diesen Streit durch die Vermutung, unterschiedliche Kombination der beteiligten Elemente könnte zu unterschiedlichen Eigenschaften führen.

[19] (Humboldt hat übrigens einige Jahrzehnte früher das gleiche behauptet.)

 

Ein wahrhaft salomonischer Spruch mit weitreichenden Folgen:

 

  1. Beide haben recht! Es handelt sich um zwei verschiedene Verbindungen, die heute unter den Namen Silbercyanat und Silberfulminat (explosiv) bekannt sind.

  2. Der Grundsatz, Verbindungen könnten durch ihre elementare Zusammensetzung eindeutig charakterisiert werden, musste fallen gelassen werden! (So funktioniert Wissenschaft: wenn neue Fakten gegen eine Theorie sprechen, muß sie abgeändert  oder nötigenfalls fallen gelassen werden).


 
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