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7.2. Vorteile
Aber gerade für den eben erwähnten Bereich der Kontaktfindung und -aufnahme gibt das Internet viele Hilfestellungen. Durch E-Mail- und Newsgroup-Dienste können Schüler und Lehrer mit anderen Partnern in der ganzen Welt kommunizieren. Der stattfindende Informationsaustausch bringt allen Beteiligten neue Aspekte bei der Beurteilung ihrer Probleme. Lösungswege können erfragt und gefunden werden. Die Vision des "global village" ("globalen Dorfes") wird hier unterstützt. Der Kontakt mit anderen Kulturkreisen und -bedingungen fördert das Verständnis füreinander. Barrieren können abgebaut werden. Partnerschaften mit anderen Schulen sind denkbare Konsequenzen. Nach einiger Zeit könnten sich daraus sogar Schüleraustauschprogramme entwickeln. So gesehen vollbringt das Internet völkerverbindende Leistungen.
Nicht nur der Austauch mit Schülern anderer Schulen wird gefördert, sondern auch der Kontakt untereinander. Vor allem jüngere Schüler setzen sich gerne in Kleingruppen vor den Computer und surfen gemeinsam. Auftretende Probleme werden zusammen erörtert und gelöst. Dies stellt eine wichtige Vorstufe zu der von der Berufswelt geforderten Teamarbeit und -fähigkeit dar.
In weltweit angelegten Projekten können die Schüler das Arbeiten in vielen einzelnen Arbeitsgruppen kennenlernen. Die Gruppen haben aber alle das gleiche bestimmte Ziel. Diese Methode wird in Zukunft noch mehr Bedeutung gewinnen. Man denke hier vor allem an die Umweltproblematik und ihre Lösung, die nur von allen Menschen gemeinsam erfüllt werden kann. Einzelinitiativen führen nicht weiter. Durch solche Projekte wird ein wichtiges Ziel, das die Industrie von der Schule fordert, erfüllt. Es handelt sich um die Teamfähigkeit wie bereits oben erwähnt. Denn die Arbeiten an einem Projekt wie zum Beispiel dem GLOBE-Projekt werden größtenteils in der Gruppe durchgeführt. Das Erfassen der Meßwerte und deren Auswertung ist auf mehrere Arbeitsgruppen verteilt. Der räumliche Abstand steht dem nicht im Weg. Die Daten werden über das Netz verschickt und zentral gesammelt.
Die neu gewonnenen Kontakte können auch für andere Zwecke genutzt werden. So sind beispielsweise Bestellungsformulare im WWW keine Seltenheit mehr. Dabei sind fast alle Varianten denkbar. Sei es die Bestellung eines Filmes bei der Landesbildstelle, eines Buches in einer Bibliothek oder verschiedener Chemikalien und Laborgeräte bei einem Versandhandel. Der Vorteil bei dieser Methode des Bestellens liegt darin, daß man sich den aktuellen Katalog durchlesen und darin direkt auswählen kann. Dadurch läßt sich viel Zeit einsparen. Für diese Art von Einkauf ist es oft nicht einmal nötig, eine Kreditkarte zu besitzen. Die Eingabe der Kundennummer reicht in den meisten Fällen aus. Sicherheitsrisiken treten somit nicht auf, denn die Bezahlung der Rechnung erfolgt immer noch konventionell.
Das Stöbern in mehreren Bibliotheken nach einem Buch gehört ebenfalls der Vergangenheit an. Die bayerischen Staatsbibliotheken haben einen gemeinsamen WWW-Katalog entwickelt. Mit nur einer Suchmaske läßt sich der gesamte Bestand durchkämmen. Der Standort wird gleich darauf angezeigt. Eine mögliche Fernleihe wird so stark vereinfacht. In naher Zukunft soll sogar das Ausleihsystem über das WWW erreichbar sein.
Damit wird der Aktualität im Internet ein großer Vorschub geleistet. Die zu findende Information ist häufig auf dem neuesten Stand. Forschungsergebnisse werden der schnelleren Verfügbarkeit wegen kaum noch gedruckt, sondern einfach in WWW-Dokumente geschrieben. So dauert die Veröffentlichung nicht mehr einige Wochen. Die Interessenten können eher darauf zurückgreifen. Zusätzlich läßt sich die Information gleich mit einem Textverarbeitungsprogramm in eigene Veröffentlichungen einbauen, ohne daß seitenweise Text abgeschrieben werden müßte.
Die Aktualität der im Internet abrufbaren Daten bedingt eine große Fülle an Information. Es gibt nichts, was man nicht im Internet finden kann. Das Spektrum reicht von Homepages von Privatpersonen über die neuesten Börsenkurse sowie Tabellenstände der verschiedenen Sportarten bis zu den neuesten Forschungsergebnissen der Universitäten. Die großen Sportvereine aus aller Welt sind ebenso präsent wie viele Regierungen und Parlamente. Daneben werben die großen Autofirmen um die Wette für ihre neuesten Produkte, und Fernsehsender zeigen Ausschnitte ihrer Sendungen und geben zusätzliche Information.
Für die Schule am wichtigsten dürfte die Information sein, die von öffentlichen Einrichtungen bereit gestellt wird. Aber auch Webzines, die Internetausgaben der bekannten Zeitungen und Magazine, können durchaus interessante Neuigkeiten beinhalten. Die Zahl der angebotenen Seiten wächst von Tag zu Tag. Man braucht nun nicht mehr in die Archive der Verlage gehen, um einen älteren Artikel zu finden. Oft besteht die Möglichkeit, direkt per Internet eine Recherche zu starten. Hat man den gesuchten Artikel gefunden, kann man ihn per Knopfdruck auf dem eigenen Rechner speichern und weiterverarbeiten. Zusätzliche Information liegt auf den Seiten der Industrie bereit. Viele Firmenportraits lassen sich in den naturwissenschaftlichen Unterricht einbauen. Mit ihrer Hilfe kann die Entwicklung vom Ein-Mann-Forschungslabor zum Chemiegiganten nachvollzogen werden. Nicht fehlen darf dabei die Produktinformation, die sehr aufwendig gestaltet ist.
Eine andere Einrichtungen wie die Deutsche Bahn AG stellt ihren Fahrplan im WWW vor. Per Mausklick können so die Zugverbindungen für den nächsten Klassenausflug nach München herausgesucht und die Tickets bestellt werden. Anschließend werden noch die Öffnungszeiten des Deutschen Museums online in Erfahrung gebracht, damit sich die Fahrt auch lohnt. Entsprechende Adressen können im Anhang nachgelesen werden. Anhand der erwähnten Beispiele sollte nur ein kleiner Überblick gegeben werden, was alles im Internet und dort speziell im WWW zu finden ist.
Eine große Chance für den Einsatz des Internet in der Schule bietet zur Zeit noch der Reiz des Neuen. Damit ist eine stark motivierende Wirkung auf die meisten Schüler verbunden. Diesen Motivationsschub kann sich der Lehrer zunutze machen und seinen Unterricht darauf abstimmen. Dabei darf nicht die eigentliche Funktion des Internet außer acht gelassen werden. Ein Mißbrauch nur zu Motivationzwecken wird von den Schülern schnell erkannt werden und somit seine Wirkung verlieren. [1][2][3][4]
In der nachfolgenden Tabelle 7 sind die Vor- und Nachteile noch einmal gegenübergestellt. Die Nachteile haben scheinbar ein Übergewicht. Es ist allerdings zu bedenken, daß einige von ihnen nicht nur auf die Anwendung des Internet im Unterricht zutreffen. Die These "Computer können Lehrer nicht ersetzen" gilt auch für einen Einsatz des Computers im Chemieunterricht als Lernhilfe im allgemeinen. Der fehlenden Ausbildung der Lehrer kann durch Fortbildungsmaßnahmen an Universitäten und in Seminaren entgegengewirkt werden.
Da viele Schulen schon über einen gut ausgestatteten Computerraum verfügen, fallen hier die Kosten für den Erstzugang zum Internet geringer aus. Das vorhandene Netzwerk kann normalerweise weiterbenutzt werden. Es muß nur ein Rechner als Kommunikationsserver eingerichtet werden. Dabei kann es sich auch um ein älteres Modell handeln. Ein solcher Kommunikationsserver hilft auch in anderer Hinsicht Geld zu sparen, da wichtige WWW-Seiten auf ihm gespeichert werden können und für die weitere Nutzung keine Telefongebühren anfallen. Ist ein Bürgernetzverein am Ort ansässig, fallen die laufenden Telefonkosten niedriger als angenommen aus, da der günstige Ortstarif verwendet wird.
Die Liste der Nachteile wird somit relativiert. Damit gewinnen die Vorteile ein nicht abzustreitendes Übergewicht. Der Einsatz des Internet im großen Gebiet "Schule und Unterricht" ist somit zu befürworten, vor allem, wenn man die Anforderungen der Berufswelt an die Ausbildung der Schüler berücksichtigt. [2]
[1] Hildebrand, J.: Internet-Ratgeber für Lehrer, 3. erweiterte Auflage, Aulis Verlag Deubner, Köln, 1997.
[2] Busch, R.: Multimedia und Internet - Anlaß für eine Bildungsreform, c't - Magazin für Computertechnik, Heft 6/97, S. 280ff, 1997.
[3] Perrochon, L.: School goes Internet: das Buch für mutige Lehrerinnen und Lehrer, dpunkt - Verlag für digitale Technologie, Heidelberg, 1996.
[4] Rudolph, M. T.: Weltweit surfen im Internet, Verlag Data-Becker, Düsseldorf, 1995.
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Stand: 04.09.1998