Didaktik der Chemie / Universität Bayreuth

Stand: 15.12.04

Fortbildungslehrgang "Computergestütztes Experimentieren und Neue Medien im Chemieunterricht"

1. Internet, WWW und Neue Medien

Bevor man sich mit Schülern in neue Gebiete des Wissens begibt ist es im Unterricht eingeführte Praxis, dass man sich um Klärung von Begriffen bemüht, die als Basis benötigt werden.

Was für den Unterricht gilt, sollte erst recht für die Fachsprache in Lehrplänen oder Fortbildungsveranstaltungen gelten. Unterlässt man nämlich eine Begriffsrecherche, muss man oft genau das tun, was wir im Unterricht tunlichst vermeiden sollten: Umlernen.

bulletBegriffe wie "fächerübergreifender Unterricht" müssen dann in der Bedeutung umbesetzt werden, weil sie schon anders eingeführt waren, als es die Lehrpläne meinten.
bullet"Neue Medien" oder "Multimedia" suggerieren, dass sich wirklich im didaktisch-medialen Bereich etwas neues entwickelt hat - ich werde zeigen, dass dem nicht so ist. 

 

1.1 Dienste des Internet

Besonders wenn man erschöpfende Informationen innerhalb eines Angebotes sucht, wäre es sehr sinnvoll, die Reichweite des Angebotes bzw. die Reichweite der zugelassenen Suche zu kennen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Begriffe Internet und WWW klar zu unterscheiden und ihre Größe kennen zu lernen.

Das World Wide Web ist zwar der größte, aber immerhin nur ein Teil des Internet. Er wächst auf Kosten älterer Dienste wie archie oder ftp und gopher.

Die folgende Grafik bezieht sich auf das Internet: über die Zahl der Domains lässt sich die Größe abschätzen.

Quelle: DENIC http://www.denic.de/DENICdb/stats/index.html

Was man dabei nicht weiß ist, wie groß die einzelnen Domains sind, wie viele "Seiten", also Dokumente mit eigenem Namen nach dem Muster "name.htm", sie umfassen. Die Zahl dieser Dokumente wird dann angegeben, wenn man zeigen möchte, wie viel Information einer Suchmaschine zugänglich ist.

Such-
maschine

"Seiten"
in der Datenbank

Google 1.247.000.000
Fast 575.000.000
AltaVista 350.000.000
Excite 250.000.000
Infoseek 50.000.000

Quelle: Search Engine Watch, nach Geo Wissen, Stand Ende 2000.

Die Zahlen geben also nur relative Größen an und lassen sich innerhalb der hier angegebenen Grafiken nicht in eine exakte Beziehung setzen.

1.2 Nutzer des Internet

Es ist zu vermuten, dass der Anteil der Internet-Nutzer bei Lehrern nicht anders ist wie bei anderen Berufsgruppen in der Bevölkerung, die nicht von Haus aus in der Computerbranche tätig sind.

Angesichts des Nutzerverhaltens unserer Schüler ist die Forderungen der Gesellschaft, Kinder in der Grundschule und spätestens in den unteren Klassen der weiterführenden Schulen am Computer auszubilden, verständlich. Folglich wäre es angebracht, dass der Anteil der nutzenden Lehrer überproportional hoch sei.

Umgang mit dem PC erlernen

PC-Befürworter

Kindergarten 05%
Grundschule 52%
Weiterführende Schulen 36%
Lehre/Studium 02%
zu Hause 04%

Quelle: Geo Wissen, 04/01

1.3 Internet und Schule

Mittlerweile dürften alle weiterführenden Schulen in Bayern über einen Internet-Anschluss verfügen. Allerdings bedeutet das nur in einer kleinen Zahl von Fällen, dass ein vernetzter Rechner auch in der Chemiesammlung steht. Bei der Ausstattung ist festzustellen, dass die Bandbreite zwischen

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mehreren Arbeitsplätzen mit Laptop und System zur Messwerterfassung sowie vernetztem Lehrerrechner bis

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zur völligen Abwesenheit jeglicher Computer reicht.

In den seltensten Fällen liegt es am Geld. Erfahrungen zeigen, dass Kollegien, die sich den Einstieg aus didaktischen Gründen wirklich wünschen, auch in der Lage sind, eine Finanzierung zu erreichen.

In der Chemie werden die Einsatzformen nach Gesprächen mit Kollegen wie folgt realisiert:

  1. Messwerterfassung

  2. Umgang mit "Lernprogrammen" im Unterricht

  3. Online-Arbeit oder Projekt-Publikation.

Die Vorbereitung des Lehrers zu Hause steht an 0. Stelle zwar ganz vorne, geht aber in der Mehrzahl nicht über das Niveau einer komfortablen Schreibmaschine hinaus.

Aus diesem Grund empfiehlt sich auch die Entwicklung des Einsatzes des WWW gewichtet nach Schwierigkeitsgrad aus Sicht des Lehrers in folgender Reihenfolge:

  1. Vorbereitung eigener Unterrichtseinheiten zu Hause
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    Entwicklung eigener Recherchestrategien in Ruhe

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    Sammeln von Erfahrungen mit einzelnen Suchmaschinen und Themengebieten

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    Erwerb von Fertigkeiten zur Nutzung der Inhalte
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    verschiedene Textformate (htm, pdf, doc)

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    verschiedene Bilderformate (gif, jpg, TIFF)

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    Formeln (swg, pdb, VRML, wrl)

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    Animationen (flash, animated gif, ppt)...

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    Auseinandersetzung mit englischer Fachsprache.

  2. Bereitstellung von Begleitmaterial für die eigenen Schüler
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    Linklisten (schriftlich oder als Dateien)

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    Ausdrucke mit Quellenangaben

  3. Förderung der Nutzung durch einzelne Schüler (Referate, Facharbeiten)

  4. Einsatz im Fachunterricht
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    Nutzung von Lehrangeboten an bekannten Orten (z.B. Homepages der Fachdidaktiken)

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    thematisch eng begrenzte Stichwortsuche im WWW

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    arbeitsteilige, umfangreichere Recherchen

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    selbständiges Erarbeiten eines eng begrenzten Themas.

  5. Präsentation von Projekten mit
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    Texten,

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    Grafiken und Bildern,

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    Begleitmaterial in Fremdformaten und

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    Links mit zusätzlichen Informationen.

 

1.4 "Neue Medien" ?

Genau da ist auch die Schnittstelle zum Begriff Neue Medien. Der Zusatz "neu" ist an sich nicht falsch, aber in Verbindung mit "Medien" kann kein neues Medium formuliert werden. Weder ist der Computer neu, noch sein Einsatz in der Messwerterfassung.

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Ob Sie eine Folie am Rechner erstellen, sie ausdrucken und mit Hilfe des OHP projizieren, oder

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ob sie sie direkt über einen Datenprojektor vom Computer aus sichtbar machen,

ändert die didaktische Rolle überhaupt nicht. Gelegentlich werden allerdings die herkömmlichen Möglichkeiten erweitert: 

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elektronische Präsentation einer "Folie" über ein Präsentationsprogramm lässt einige Animationseffekte zu, die der didaktischen Absicht durchaus förderlich sein können.

Genauso verhält es sich im Falle des Films:

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ob eine Szene mit bewegten Bildern von einem Super8-Streifen optisch projiziert wird oder

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ob die Bilder von einer DVD (über Computer und Beamer) stammen,

das Medium bleibt vom didaktischen Prinzip her das gleiche, wenn auch eine DVD flexibler und komfortabler zu bedienen ist und zumindest von der Technik her gewisse Interaktionen zulassen würde.

Nur ewige Skeptiker werden sich von dem Begriff in eine Diskussion über die Notwendigkeit "Neuer Medien" einlassen.

In der gleichen Weise ist das WWW auch kein neuartiges Medium. Betrachten Sie es als komfortables Buch, dann werden Sie viele Parallelen feststellen:

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man findet Texte und Bilder,

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man findet nicht alles, was drin steht,

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es stimmt nicht alles, was drin steht.

Allerdings findet man zusätzlich

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Filme

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Simulationen

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Lernprogramme und

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es ist ein SEHR dickes Buch.

Einige Hilfen zum Umgang mit diesem sehr dicken Buch sollen in diesem Kurs gegeben werden.

1.5 Weitere Links:

http://www.uni-bayreuth.de/departments/didaktikchemie/ Linksammlung, Suchmaschinen

Download Folien als PowerPoint-Präsentation, 260k

E-Mail: Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de