Multimedia
7 Lehrprogramme
Ziel der Lehreinheit ist es, Sie in die Lage zu
versetzen, Lehrprogramme für Unterrichtszwecke zu
bewerten bzw.
Unterrichtsanwendungen vorzubereiten.
Operatoren der
Aufgabenformulierungen sind mit brauner Schrift hervorgehoben.
7.1 Lernen mit Multimedia
7.1.1 Eine kognitive Theorie des Multimedia-Lernens
Mayer (z.B. [1]): Anwendung und Erweiterung der Theorie der dualen Kodierung
[2] auf das computergestützte Lernen (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Theorie der dualen Kodierung beim Multimedia-Lernen (verändert
nach [3])
Zwei kognitive Systeme in zeitlich aufeinander folgenden
Abschnitten:
-
Aufnahme oberflächlicher Merkmale von textlicher und
bildlicher Information zunächst für 500ms bis 1s (max. 2s) in das
sensorische Gedächtnis (vgl. z.B. [4]); Selektion für eine Repräsentation im
Arbeitsgedächtnis:
-
Verarbeitung zu internen mentale Repräsentationen (verbal
bzw. visuell basiert); Verknüpfungen untereinander und mit Inhalten aus dem
Langzeitgedächtnis: Integration zu einem gemeinsamen mentalen Modell (vgl.
[1]).
7.1.2 Wesentliche Merkmale (vgl. [5], S. 184 f.)
-
Interaktivität: Ein Unterrichtsmittel ist interaktiv,
wenn es dem Benutzer ermöglicht, auf den Ablauf einzuwirken und auf
entsprechende Aktionen und Reaktionen angemessen zu reagieren.
-
Individualisierung (syn. Adaptivität):
Individualisierung verlangt, dass sich das Unterrichtsmittel auf die
individuellen Bedürfnisse des Anwenders abstimmen lässt, z.B. im Hinblick
auf das Anspruchsniveau und den Umfang der Aufgaben.
-
Multimedialität: unterschiedliche Medien gekoppelt.
7.2 Softwaretypen
7.2.1 Einteilungsmöglichkeiten
Es gibt unterschiedlichste Vorschläge zur Einteilung von Software
(vgl. [6], S. 377 ff.). Extrema:
- Dichotome Differenzierung: Informationsdarbietung vs.
Experimentalbereich
- Achtstufige Gliederung (vgl. [7], S. 17 f.): „Lehrprogramme,
Übungsprogramme, Offene Lehrsysteme, Datenbestände, Lernspiele, Werkzeuge,
Experimentier- und Simulationsumgebungen, Kommunikations- und
Kooperationsumgebungen“.
- Unterscheidung: Lernprogramme vs. Lehrprogramme (nach [8])


Abb. 2: Lehr- und Lernprogramme, nach [8]

Abb. 3: Eine Übersicht nach [6]
7.2.2. Lernprogramme
Lernprogramme stehen je nach Typ an einer Stelle im Kontinuum
zwischen dem „Primat der Instruktion“ [9, S. 606] und konstruktivistischen
Vorstellungen vom Lehren und Lernen. Sie sind zum einen klar strukturiert,
setzen einen Schritt-für-Schritt-Ansatz und sind multimedial, zum anderen bieten
sie instruktionale Hilfen (inhaltlich u./o. lernstrategisch) und sind
problemorientiert, um so eine Wissenskonstruktion zu ermöglichen bzw. zu
fördern.
Empirische Ergebnisse aus fachdidaktischer Forschung sind
widersprüchlich und nicht generalisierbar (vgl. [6]).
7.3 Einsatz im Unterricht
Bei der Planung von Unterricht mit Lehrprogrammen müssen grundlegende
didaktische Entscheidungen getroffen werden:
- Einsatz eines ganzen Programms oder nur eines Programmabschnitts
- Welche Sozialform wird ausgewählt? Klassen-, Partner- oder Einzelarbeit.
- In welchem Unterrichtsschritt (Artikulationsstufe) wird das Lehrprogramm
eingesetzt? Einstieg, Erarbeitung, Sicherung, Übung oder Vertiefung.
Die Entscheidungen sind nicht unabhängig voneinander möglich! Ein
grundsätzliches Problem beim Einsatz in Partner- oder Einzelarbeit ist die
Überprüfung, ob alle Schüler nach Abschluss des Programms oder des
Programmabschnitts einen gleichartigen Wissensstand erreicht haben. Entsprechend
sind Überlegungen zur Art der Sicherung notwendig.
7.4 Übungen
Übung 1: Bienen live – Lernplattform HOBOS (HOney
Bee Online
Studies).
- Öffnen Sie die Startseite
https://www.hobos.de/, öffnen Sie dort das Register Was ist HOBOS
und dann unter Live Daten den Link Live-Ansichten.
- Wählen Sie zunächst am Standort Würzburg die Livekameras für den Live-Stream am Stockeingang. Über einen Klick auf
Weitere Kameras von diesem Standort können Sie zur Wabengasse
wechseln.
Schlagen Sie zu diesen Streams zwei
unterrichtliche Einsatzmöglichkeiten vor.
Notieren Sie diese in einem Word-Dokument und speichern Sie auf Ihrem USB-Stick. Das Dokument benötigen Sie weiter unten noch.
- Öffnen Sie dann den darunterliegenden Link zum
Messwertgenerator. Wählen Sie eine
didaktisch sinnvolle Messwertanordnung aus
(Sie können maximal sechs Messwerte gleichzeitig analysieren)
und speichern Sie diese als screenshot in Ihrem Dokument ab.
- Wechseln Sie dann in das Register Ereignisse
und schauen Sie sich beispielhafte Videos an.
Wählen Sie eines aus und
notieren Sie eine unterrichtliche
Einsatzmöglichkeit.
- Wechseln Sie dann zurück in das Register
Live-Ansicht und wählen Sie unter
Würzburg Messwerte aus.
- Klicken Sie auf die Zeitauswahl unter last 7 days und stellen Sie
zunächst unter custom range den 25.4.2019 (sehr warmer Tag) von
00:00:01 bis 25.4.2019 23:59:59 ein, dann Refreshing every auf off
und schließlich wählen mit Apply. Speichern Sie die Werte als
screenshot in Ihrem Dokument ab.
- Wiederholen Sie dies für den 22.1.2019 (kältester Tag 2019).
- Diskutieren Sie mit Ihrem
Sitznachbarn das unterrichtliche Potential solcher Graphen (z.B. in
Biologie, Geographie oder Mathematik), speziell, wie Sie diese Graphen
zur Förderung des Kompetenzbereichs
Erkenntnisgewinnung nutzen können (vgl. [11, S. 14]).
Notieren Sie dazu je einen Satz ins
Word-Dokument.
- Wechseln Sie in das Register Mit Hobos lernen und
geben Sie in die Suchmaske das Wort Geometrie ein. Öffnen Sie die
fächerübergreifende Aufgabe zur Geometrie der Waben und starten Sie das
Lernprogramm (überspringen Sie zunächst den Einstiegsfilm).
Untersuchen Sie die Aufgaben. Machen Sie
dabei absichtlich Fehler, um die Reaktion des Programms auf mögliche
Schülerfehler zu testen. Vergleichen Sie
die jeweiligen Aufgabentypen z.B. bezüglich Verständlichkeit, Schwierigkeit
u.ä. Beenden Sie das Lernprogramm mit der Back-Taste des Browsers.
- Geben Sie nun das Suchwort Gewicht ein und
wiederholen Sie die Analyse mit dem Lernprogramm Das Gewicht eines
Bienenstocks. Vergleichen Sie abschließend die beiden Lernprogramme
hinsichtlich ihrer Anforderungsniveaus. Entscheiden
Sie, welches Programm Sie im Unterricht einsetzen würden und
notieren Sie einen Grund.
Übung 2: Atmung.
- Öffnen Sie das Programm Atmung in der Kurs-Software.
Sie ist auch online
verfügbar:
http://www3.hhu.de/biodidaktik/Atmung/index.html
- Wählen Sie die Einheit Bau unseres Atemsystems und
analysieren
Sie die Startseite im Hinblick auf instruktionale Hilfen. Wählen Sie dann
die kürzere Version des Programms aus.
- Gehen Sie von dort zu den interessanten Details der Luftröhre.
Schauen Sie sich den Film an (unter Umständen müssen Sie den Film erst
herunterladen und dann erst ist er zu öffnen) und klicken Sie dann mit der
Back-Taste des Browsers zurück zur Kurzform.
- Wechseln Sie zur Mind-Map zurück und gehen Sie über Struktur
und Funktion zum Prinzip der Oberflächenvergrößerung.
- Schauen Sie sich die drei Modellversuche zur Veranschaulichung an
und vergleichen Sie deren Aussagen.
- Führen Sie abschließend das Quiz
durch (Steuerleiste links).
- Schlagen Sie Veränderungen an diesem Lernprogramm
vor, damit die
(vermuteten) Lehrziele besser erreicht werden können. Notieren Sie diese in Ihrem
Word-Dokument.
Übung 3:
Virtueller Tauchgang in der Ostsee.
-
Öffnen Sie im Browser die
Startseite zu Ostsee Life:
http://ostsee-life.nabu.de/de/
-
Verschaffen Sie sich nach dem
Intro mit gedrückter Maustaste einen 360°-Überblick zu den fünf angebotenen
Themen.
-
Wählen Sie das Thema Steilwand aus
und verschaffen Sie sich mit gedrückter Maustaste erneut einen Überblick
über die angebotenen acht Subthemen.
-
Wählen Sie zwei Themen aus und
formulieren Sie zu den Filmausschnitten
mindestens zwei Beobachtungsfragen mit möglichen Lösungen in Ihrem Dokument.
Diskutieren Sie mit Ihrem Nachbarn den
Mehrwert solcher Filmaufnahmen.
-
Wählen Sie durch einen Klick auf
das Symbol Fischskelett die Einheit Unterwasserlärm aus. Schlagen Sie
eine mögliche Kopplung mit der Lärmgraphik der Ostsee vor:
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/
lebensraum-meer/gefahren/22921.html .
-
Fassen
Sie mögliche Nachteile des Programms zusammen.
Übung 4: Selbstlehrprogramme aus
dem Eduvinet-Programm.
- Öffnen Sie im Browser die Übersichtsseite zu den Biologie-Programmen
des Eduvinet:
http://www.mallig.eduvinet.de.
- Suchen Sie unter Interaktive Selbstlernkurse
"Rinder" und dort das Programm Verdauungssystem. Öffnen Sie
das Programm.
- Lesen Sie zunächst die Anleitung Wie arbeitet man mit einem
Selbstlernkurs.
- Arbeiten Sie dann die Einheit durch und
überprüfen Sie alle Links.
Notieren Sie ggf. auffallende Probleme.
- Führen Sie abschließend den
Lückentext, das Quiz und das Memory
durch, machen Sie dabei auch absichtliche Fehler, um die Reaktion des
Programms darauf zu testen. Notieren Sie eine abschließende Wertung in
wenigen Sätzen.
Übung 5:
Angebote von MINTdigital.
-
Öffnen Sie im Browser die
Übersichtsseite zu MINTdigital:
https://www.mint-digital.de .
-
Wählen Sie entweder ‚Selbst
erstellte Lernvideos für den Chemieunterricht‘ oder ‚Einsatz von Simpleshows
im Biologieunterricht‘ und öffnen Sie das jeweils angebotene Erklärvideo
(Elektrolyse von Zinkiodid bzw. Biodiversität).
-
Bewerten Sie die Erklärungen
anhand des Bewertungsbogens.
Übung 6: Die
Kunst des Klebens.
- Öffnen Sie im Browser die Übersichtsseite zum
Chemie-Programm "Die Kunst des Klebens"
https://fonds-interaktiv.de/index.php .
- Öffnen Sie über die Fläche Einführung zu den
interaktiven Übungen die Datei "Einführung..." in einem weiteren
Fenster.
- Gehen Sie in das (Navigations)Fenster vorher zurück
und öffnen Sie die Einheit Klebstoffe im Alltag. Führen Sie dort die
Interaktive Übung aus. Überprüfen Sie die Wirkung vorzeitigen Beendens.
Schlagen Sie eine didaktische Nutzung
der Übung vor.
- Gehen Sie über den Reiter Menü zum
ABC des
Klebens und testen sie die vier dortigen Übungen.
Schlagen Sie für jede Übung eine didaktische Nutzung
vor.
Übung 7: Übersichten Chemie- und
Biologie-Lernprogramme.
- Öffnen Sie im Browser die Startseite zum
Chemie-Programm "Kohlenstoffkreisläufer":
https://www.chemie-lernprogramme.de/daten/html/kohlenstoffkreislaeufer.html.
- Starten Sie das Programm online (Klick auf
Kohlenstoffkreisläufer-Online) und parallel das Aufgabenblatt (Übungsaufgaben
pdf/odt). Lösen Sie einzelne
Aufgaben und diskutieren Sie mit Ihrem
Nachbarn den möglichen Mehrwert des Programms.
- Gehen Sie auf die Startseite Home und
verschaffen Sie sich einen Überblick über das Angebot.
- Öffnen Sie im Browser die Startseite zum
Biologie-Programm " Homologer":
https://www.biologie-lernprogramme.de/daten/html/homologer.html.
- Starten Sie das Programm online (Klick auf
Homologer) und parallel das Aufgabenblatt (Übungsaufgaben pdf/odt).
Lösen Sie einzelne Aufgaben und
diskutieren Sie mit Ihrem Nachbarn den
möglichen Mehrwert des Programms.
Quellen:
-
Mayer, R. E. (2001). Multimedia Learning. Cambridge: Cambridge University
Press.
-
Paivio, A. (1986). Mental representations: A dual-coding approach. New
York: Oxford University Press.
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Nerdel, C. (2002): Die Wirkung von Animation und Simulation auf das
Verständnis von stoffwechselphysiologischen Prozessen. Dissertation
Christian-Albrechts-Universität, Kiel.
-
Di Lollo, V. (1980). Temporal integration in visual memory. Journal of
Experimental Psychology: General, 109, 75-97.
-
Killermann, W., Hiering, P., & Starosta, B. (2005). Biologieunterricht
heute. Eine moderne Fachdidaktik. Donauwörth: Ludwig Auer, 13. Auflage.
-
Gropengießer, H., & Kattmann, U. (2008; Hrsg.). Fachdidaktik Biologie.
Köln: Aulis, 8. Aufl. [7] Tulodziecki, G., & Herzig, B. (2002). Computer &
Internet im Unterricht. Berlin: Cornelsen.
-
Tulodziecki, G., & Herzig, B. (2002). Computer &
Internet im Unterricht. Berlin: Cornelsen.
-
Schanda, F. (1995). Computer-Lernprogramme, Weinheim: Beltz.
-
Reinmann-Rothmeier, G., & Mandl, H. (2001). Unterrichten und
Lernumgebungen gestalten. In: Krapp, A. & Weidenmann, B. (Hrsg.): Pädagogische
Psychologie. Ein Lehrbuch (601-646). Weinheim: Beltz PVU, 4. Auflage.
-
Stäudel, L. (2005). Aufgaben mit gestuften Lernhilfen.
Unveröffentlichtes Manuskript, Universität Kassel. Online verfügbar:
http://sinus-transfer.uni-bayreuth.de/fileadmin/MaterialienBT/Leipzig/
gestufte_Lernhilfen.pdf
(20.5.2014).
-
KMK (2005). Bildungsstandards im Fach Biologie für den Mittleren
Bildungsabschluss. Online verfügbar:
http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/
2004_12_16-Bildungsstandards-Biologie.pdf (16.5.2014).
Download der Folien
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E-Mail:
Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de
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