
Computereinsatz im
Chemieunterricht
Computergestützte Messwerterfassung
Material: |
 | ChemBox |
 | AllChemMisst |
 | pH-Meter WTW |
 | VC 506 / 840 |
|
 | Kabel |
 | Datenprojektor |
 | Computer |
 | Infoblatt
(doc, 42k) |
|
Es gibt keinen Grund, Versuche, die man bisher ohne
Computer zur Zufriedenheit aller durchführen konnte, nun mit Computer
durchzuführen.
Damit diese Worte nicht zur Ausrede führen, Computer seien im
Unterricht überflüssig, sei erwähnt, dass die Betonung auf zur
Zufriedenheit aller liegt, was bei
manchen Experimenten, in herkömmlicher Weise ausgeführt, sicher zweifelhaft
erscheint.

1. Vorteile eines Computers beim Messen
 | Aufwändigere Auswertungsverfahren sind (bei Vorhandensein
entsprechender Programme!) einfach durchzuführen. Ob das Verfahren den
Schülern bekannt sein muss, entscheidet immer
noch der Lehrer von Fall zu Fall. Ggf.
müssen Vorarbeiten
geleistet werden, wenn man der
Meinung ist, dass Schüler wissen sollten
"wie es geht, wenn es der Computer macht") |
 | Lange dauernde Versuche (länger als 45 Minuten) können z.T. ohne die
Anwesenheit des Lehrers oder von Schülern protokolliert werden (z.B.
über Nacht), d.h. das Spektrum der praktikablen Versuche wird erweitert. |
 | Viele Messungen in kurzer Zeit sind möglich, etwa bei schnell
ablaufenden Reaktionen
(praktische Grenze per Hand: etwa bei 1 Wert in 15 Sekunden, sonst wird
der Fehler wegen der Dauer der Ablesung z.B. eines
Quecksilberthermometers zu groß; die elektronische Grenze wird durch den Fühler bestimmt. Bei pH liegt
sie um 1 Wert in 3 Sekunden, bei der Temperatur meistens um 1 Wert je
0.1 Sekunden). |
 | Viele Meßwerte können mit geringem Aufwand
gesammelt und gespeichert werden. |
 | Der Computer kann auch steuernd eingreifen, z.B. als
automatischer Schalter mit Thermostat- oder pH-Stat-Funktion. |

2. Erforderliche Hardware

Folie:
Schritte der instrumentellen Abstraktion
Bevor ein Computer diese Aufgaben erfüllen kann, müssen zwei Probleme
gelöst werden:
- Chemische Meßgrößen müssen irgendwie in
Spannungen oder in Stromfluss umgesetzt werden.
Dies Problem besteht allerdings für alle elektrischen Messgeräte
und es gibt dafür auch gute Lösungen: so wird die c(H3O+)
oder die Temperatur von geeigneten Fühlern und den angeschlossenen
Geräten in eine Spannung umgesetzt, die der Meßgröße
proportional ist. Man benötigt also einen Meßfühler
und einen Verstärker.
- Meßgrößen verhalten sich in der Natur
"analog", d.h. sie können beliebige Werte innerhalb gewisser Grenzen
annehmen. Genauso verhält es sich auch mit den herkömmlichen Meßgeräten:
sie liefern eine Spannung, die sich zwischen zwei Grenzwerten stufenlos
ändert. Der Computer hingegen arbeitet "digital", d.h. er kennt nur den
Zustand "Spannung da" = logische 1, und "Spannung nicht da" = logische
0. Damit sich nun Meßgerät und Computer
"verstehen" können,
benötigt man einen "Übersetzer", einen Analog-Digital-Wandler. Die
Signale, die dieser Wandler liefert, können direkt in den Computer über
die serielle Schnittstelle eingelesen werden.

Folie: Für die Meßwerterfassung
benötigte Komponenten
Das Prinzip dieser Wandler soll nur insoweit erläutert werden, damit
Sie in der Lage sind, die Qualität eines Wandlers zu beurteilen.

Folie: Prinzip
der
A/D-Wandlung
Grundsätzlich gilt: Je höher die
Bit-Wandlungsrate, desto genauer die Messung. Ab 10 Bit sind Wandler für
den Unterricht brauchbar, ab 16 Bit werden sie teuer.
Bei dieser Darstellung ist noch nichts ausgesagt über:
 | den
Wandlungsbereich, d.h. die Empfindlichkeit des Wandlers (i.d.R.
+/-1V); d.h. er
zerlegt diesen Spannungsbereich in eine der Bitzahl entsprechende Anzahl von
Stufen; und |
 | die Wandlungsrate, d.h. die Zahl der Messwertabfragen
pro Sekunde;
für Erfordernisse der Schulchemie reichen in der Regel
10 Messungen pro Sekunde; schnellere Ereignisse
z.B. in der Physik erfordern
manchmal auch 100
Messungen/s. |
Je nach Gruppierung von Messfühler, Verstärker und Wandler unterscheidet
man drei unterschiedliche Ausführungen der Geräte:

Folie: Modulare Gerätekonfigurationen

Folie: Kompakte Gerätekonfigurationen

Folie: Marktübersicht
Vorteile von Kompaktgeräten (All-Chem-Mißt, teilw. ChemBox):
 | Der
günstigste Preis, falls noch keine Geräte mit RS-232-Schnittstelle oder
Schreiberausgängen in der Sammlung existieren; in der Regel existieren sie
nicht, da sie teurer wären und ohne eine bestimmte Absicht nicht angeschafft werden. |
 | Echte 2-Kanalmessung ist möglich, da zwei Wandler
galvanisch getrennt im gleichen Gehäuse sitzen (ohne galvanische Trennung würden sich die Meßwerte auf einzelnen Kanälen gegenseitig beeinflussen). |
 | Einfacher und
schneller Versuchsaufbau auch für den mit Computern unerfahrenen Lehrer;
bietet wenig Fehlermöglichkeiten (wenige Stecker und Verbindungen) sowie
gute Durchschaubarkeit des Versuchsaufbaues durch die Schüler (wenig
Leitungen, wenig Einzelkomponenten), das Gerät tritt gegenüber dem Versuch
mehr in den Hintergrund. |
 | Auch ohne Computer als vielseitiges Meßgerät im
Unterricht einzusetzen, da – eine große Digitalanzeige für Schüler und –
eine kleine auf der Rückseite für den Lehrer vorhanden ist. |
 | Kann an
jeden Computer mit serieller Schnittstelle (über Kabel
auch an USB) angeschlossen werden. |
 | Die Meßbereiche können auch über die Software angewählt werden, d.h. leichte
Umstellung bei laufendem Versuch oder schnellem Versuchswechsel. |
 | Anschlüsse für 4 Temperaturfühler vorhanden; zwei können
gleichzeitig abgefragt werden. |
 | 2 Schaltrelais vorhanden für Steueraufgaben (nicht für 220V!!!).
|

3. Anforderungen an die Software
3.1. Meßwertaufnahme:
 | Großanzeige von Werten |
 | Halb- oder
vollautomatische Werteerfassung |
 | Beschriftung der Graphen |
 | Auswahl
mehrerer Darstellungsformen für das Ergebnis (Wertetabelle, Zeichen für
die Kurvendarstellung, Balken, Steigung, Wendepunkte...) |
 | Vergleich
zweier Graphen. |
 | Abspeichern von eingestellten Messparametern |
 | Abspeichern von Messwerttabellen oder fertigen Graphen |
 | Organisation der
Ergebnis-Daten (Unterverzeichnisse, Extensions...). |
3.2. Auswertung:
 | Eliminierung fehlerhafter Werte oder von
Ausreißern |
 | Auswahl von speziellen, automatischen Auswertungsverfahren
(Ein-, Zwei-, Dreigeraden-Methode..) |
 | Glättung von Kurven |
 | beliebige
mathematische Gestaltung der Achsen (ln, log...) |
 | Umrechnen der Achsen
nach einfachen mathematischen Funktionen (Addition von Konstante,
Multiplikation, Verrechnen von Eichkurven, Tausch der Achsen...). |
3.3. Service:
 | Hilfestellung zur Bedienung des Programms; Anpassung von Geräten |
 | Simulationen. |

4. Grundsätzliche Verfahrensweise
Folie: Für Messwerterfassung benötigte Komponenten
(siehe oben; Anpassung)
Jedes Gerät muss an das folgende angepasst werden. Darin, ob das auf
einfache Art und Weise oder überhaupt nicht geht, unterscheiden sich die
vorgestellten Gerätekonfigurationen grundlegend:
 | stammen alle Geräte
„aus einer Hand“, so funktioniert die Kombination sicher und die
Einrichtung ist weitgehend problemlos; mit anderen Messgeräten z.B. können
aber erhebliche Anpassungsschwierigkeiten auftreten (z.B. Waagen,
Photometer etc.); |
 | stammt jedes Gerät von einem anderen
Hersteller, sind z.T. große Anpassungsprobleme zu beseitigen, bevor die Kombination
funktioniert; die Güte der Komponenten zeigt sich dann in ihrer
Flexibilität. |
Beispiel für eine kompliziertere
Kombination: pH-Meßkette von Mettler Toledo,
pH-Messgerät von WTW, A/D-Wandler von Voltcraft und Erfassungssoftware
vom AK Computer.
Was ist zu tun?
4.1. Schritt 1: Abgleich der Messkette
Dieser Schritt fällt auch bei der herkömmlichen pH-Messung an:
Steilheit und Asymmetrie sollten vor jeder Messfolge eingestellt werden.
Detaillierter wird jetzt nicht darauf eingegangen.
4.2. Schritt 2: Anpassung des Wandlers an das Schreiber-Signal
Der Schreiberausgang liefert eine dem Messwert proportionale
Gleichspannung im Bereich von -2V bis +2V. Im Falle des pH-Meters von WTW
sind das für pH = 0-14 die Spannungen von 0-1.40V. Genau diese Spannung
wird vom Multimeter VC506 angezeigt. Würde man den Wandler nur mit dem
pH-Meter betreiben, so könnte man einen Verstärkungsfaktor von 10 fest
einstellen. Nachdem der Faktor für andere Geräte (Thermometer, Photometer,
Gaschromatograph) sicher anders ist, wäre es einfacher, diese
Einstellungen per Software erst in Schritt 4 vorzunehmen.
4.3. Schritt 3: Einstellen von Übertragungsparametern
Dieser Schritt kann sich beliebig kompliziert gestalten, weil die
Software das Format der digital übertragenen „Worte“ genau kennen muss:
 | Wie schnell „spricht“ der Wandler? Wie hoch ist die
Übertragungsrate in Baud? |
 | Wie viele
Bit ist ein Wort lang? 7, 8, 11? |
 | Enthält das ganze „Wort“ nur Messinformationen oder auch einen „Sicherheitsteil“,
ein Parity-Bit? |
 | Werden
Steuerbefehle auch übertragen? Z.B. CR, ESC... |
 | Woran erkennt man, ob gerade
ein Steuer“wort“ oder ein Messwert übertragen wird? |
Gute Software nimmt dem Lehrer solche Arbeiten ab, indem sie vom Autor
(der sich logischerweise auskennt) auf möglichst viele in Frage kommende
Geräte und Fabrikate schon voreingestellt wurde.
Demonstration: AK-Analytik; ACM, VC506,
Ohaus-Waage...
4.4. Schritt 4: Eichung (Kalibrierung)
Nun folgt jene Maßnahme, die eigentlich zwischen pH-Meter und Wandler
gehört hätte: es gilt zu erreichen, dass der Rechner den gleichen Wert
anzeigt wie das pH-Meter. Die Schritte 3 und 4 müssen in der Regel nur
einmal pro Gerät durchgeführt werden, dann stehen die richtigen Daten in
einer Datei, in die die Software bei der Auswahl der Messgröße und des
angeschlossenen Gerätes jeweils hineinschaut. Die Eichung erfolgt nach dem
Prinzip einer Zweipunktgeraden:

Folie:
Eichen über die Zweipunktgerade
Ergebnis ist ein „Eichfaktor“, mit dem alle vom pH-Meter kommenden
Spannungswerte multipliziert werden, um auf dem Rechner pH-Werte zu
ergeben (z.B. 10,038).
4.5. Schritt 5: Eingabe von Messoptionen
Dieser Schritt geschieht über die Software und gliedert sich in zwei
Bereiche:
- Angaben zum Verlauf der Messwerterfassung (z.B. Gesamtdauer
der Erfassung, Zeittakt der Messungen etc.);
Beispiel: „miss alle 0.1s
1200s lang“;
- Angaben zur Darstellungsform (z.B. Großanzeige, Grafik,
Einteilung der Achsen, Achsenbeschriftung, Nachkommastellen,
Achsenausschnitte...);
Beispiel: „x-Achse von 350 bis 700, in 7 Abschnitte
unterteilt und beschriftet, Einheit nm, keine Nachkommastellen“.
Diese Einstellungen sind für jeden Versuch spezifisch. Für
Wiederholungen können sie in Optionen-Dateien abgespeichert werden.

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E-Mail:
Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de
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