
Technik im
naturwissenschaftlichen Unterricht
Methodische Vorschläge für den fachübergreifenden Unterricht
in Natur und Technik
[1]
Diese Publikation ist erschienen in der
Zeitschrift des Vereins zur Förderung des Mathematischen und
Naturwissenschaftlichen Unterrichts MNU Jg. 57, Heft 8, 2004, 478-487. Hier wird eine ungekürzte Form
wiedergegeben, die im Wesentlichen ausführlichere Beispiele enthält als es in
der gedruckten Form möglich war.

Zusammenfassung. Die hier vorgestellte technische
Unterrichtsmethode folgt der Denk- und Arbeitsweise von Ingenieuren beim
Erfinden sowie beim Lösen von fachtypischen Aufgaben. Sie ist in ihrer
Reinform als Konzeption zeitlich und inhaltlich weit reichend, über
mehrere Unterrichtsstunden, in den reduzierten Varianten als
Ein-Lehrziel-Methode für einzelne Unterrichtsstunden einsetzbar. Als
Einsatzort ist zunächst der naturwissenschaftliche Unterricht mit
teilweise technischer Orientierung (Fächer wie „Natur und Technik“)
vorgesehen – nach entsprechender Erprobung eventuell auch der
Technikunterricht selbst. In „Wurzeln“ wird versucht, das
Selbstverständnis des Faches Technik horizontal in rezenter Sicht und
vertikal in historischer Betrachtung sehr komprimiert darzustellen. Aus
diesem Selbstverständnis heraus werden in „Stamm“ die Stufen der Methode
entwickelt und nach dem Artikulationsmodell aufgegliedert. Die „Krone“
begründet die Notwendigkeit von drei Methodenvarianten, die „Blüten“
liefern je ein Beispiel dafür. Die „Früchte“ schließlich beschreiben
erhoffte Leistungen und die zur Zeit existierenden Erfahrungen.
Einführung. Zum „Jahr der Technik“ 2004 wird an Gymnasien
in Bayern das seit dem vorigen Jahr neu eingeführte Fach Natur und Technik
(NT) von der Jahrgangsstufe 5 auch auf die Jahrgangsstufen 6 und 7
ausgedehnt, in Hauptschulen ab der Jgst. 5 ein Fach „Arbeit, Wirtschaft,
Technik“ neu eingeführt. In den Bundesländern ist die Situation sehr
heterogen: technische Inhalte finden sich in einem Pflichtfach „Technik“
über mehrere Jahrgangsstufen verteilt oder fehlen völlig in einzelnen
Schularten. Eine Gemeinsamkeit der Bundesländer (z.B. Bayern,
Baden-Württemberg), die sich erst jetzt der Technikinhalte annehmen ist,
dass diese von Lehrern vornehmlich der naturwissenschaftlichen Fächer
Chemie und Physik ohne Ausbildung in technischen Belangen geleistet werden
müssen. Aus einer Reihe denkbarer Gründe sind dann die entsprechenden
Lehrpläne fast ausschließlich naturwissenschaftlich orientiert und es
bleibt dem persönlichen Geschick der Lehrkraft überlassen, die technische
Seite methodisch und auch weitgehend inhaltlich zu interpretieren. In der
Praxis führt die Situation zu einer großen Bandbreite von Vorgehensweisen:
vom kaum an die neue Situation angepassten Biologieunterricht des
vorausgehenden Lehrplanes, methodisch ausschließlich lehrerzentriert, bis
zur voll-ständigen Neuorientierung hin zu neuen Inhalten des Lehrplans
[2], methodisch mit einem hohen Maß an Selbsttätigkeit der Schüler
ausgestattet, wobei die Anteile der Technik im gelegentlichen Basteln oder
in kleineren Anwendungen gesehen werden. Ist das Technik-Unterricht?
Erfahrungen gäbe es in mehreren deutschen Bundesländern, Konzeptionen
sind in der seit langem existierenden Didaktik des Technikunterrichtes
[3] durchaus entwickelt worden, aber die Umsetzung scheitert meines
Erachtens vornehmlich aus drei Gründen:
-
Entweder sind die Methodenwerkzeuge so stark
werkstätten-technisch orientiert, dass die materiellen Voraussetzungen
nicht geschaffen werden können,
-
oder der technische Ansatz ist so stark
arbeitsorientiert, dass er von Lehrern der Naturwissenschaften als „fremd“
empfunden wird (Abb. 1).
-
Die dritte Möglichkeit rührt daher, dass oft gar nicht
bekannt ist, dass und wo es die entsprechende Lehrwissenschaft
„Fachdidaktik der Technik“ gibt.
1 Wurzeln
1.1 Technik als Fach
Heute sehen es Didaktiker der
Technik (verständlicherweise) nicht sehr gerne, wenn
„...Technik in szientistischer Verkürzung als angewandte Naturwissenschaft und als
naturbeherrschendes Werken in praktizistischer Verkürzung bezeichnet wird.
Solche Anschauungen führen zur Zuordnung der Technik einerseits zu
naturwissenschaftlichen Fächern, andererseits zur berufsqualifizierenden
Bildung, aber nicht zur Allgemeinbildung.“[4]
Welches sind denn nun
Merkmale des rezenten technischen Unterrichtes, die man in
naturwissenschaftlichen Fächern nicht findet?
Technik ist das Ergebnis einer von Interessen geleiteten,
zielgerichteten Auseinandersetzung des Menschen mit Gegebenheiten der
Natur bzw. mit vorhandenen technischen Systemen. [5]
Den Weg des Menschen zu Naturwissenschaften und Technik
lässt sich wie folgt beschreiben (nach [5]):
-
Die Welt im Naturzustand
enthält keine technischen Systeme.
-
Wenn der Mensch sich aufmacht, den
Naturzustand qualitativ und quantitativ zu beschreiben, zu ordnen und zu
klassifizieren, betreibt er Naturwissenschaften, er sucht nach Erkenntnis.
-
Wenn er das Erfasste zweckorientiert und gezielt verändert und Gebilde
mit Hilfe bestimmter Verfahren schafft, betreibt er zur Befriedigung von
Bedürfnissen Technik.
-
Naturwissenschaften und Technik stehen in enger
Beziehung zueinander, bedingen sich aber nicht notwendigerweise. So hat
Watt die Dampfmaschine erfunden, ohne eine thermodynamische Theorie zu
besitzen. Genauso aber bedeutet die Entdeckung der Supraleitfähigkeit noch
nicht, dass verlustfreier Individualverkehr in absehbarer Zeit möglich
ist.
-
Technik geschieht in einem Entstehungs- und
Verwendungszusammenhang, also innerhalb eines soziotechnischen Systems.

Abb. 1: Technik als soziotechnisches System.
Der interdisziplinäre Ansatz der Technik-Didaktik definiert Technik
als:
a. die Menge der nutzenorientierten, künstlichen, materiellen Gebilde
(Artefakte oder technische Sachsysteme);
b. die Menge der menschlicher
Handlungen und Einrichtungen, in denen Sachsysteme entstehen;
c. die Menge menschlicher Handlungen, in denen Sachsysteme
verwendet werden. [7] Kürzer geht es auch: Technik ist das Ergebnis
menschlicher Faulheit.
Die Inhalte lassen sich drei Kategorien zuordnen: Stoff, Energie und
Information.
Abb. 2: Inhalte des Technikunterrichtes
Dabei ergeben sich Fachbezüge zu den Naturwissenschaften.
 |
Chemie: Herstellen und Bearbeiten von Werkstoffen, sofern
es sich um Stoffartumwandlung handelt; sowie die Energiebeteiligung
dabei. |
 |
Physik: Umgang mit Werkzeugen, Erzeugung und Umwandlung
von Energieformen; |
 |
Informatik: Datenübertragung und –verarbeitung. |
Die Bezüge zur Informatik werden an dieser Stelle nicht
weiter erläutert.
Technisches Handeln ist durch folgende Fertigkeiten und
Fähigkeiten (Kerntätigkeiten) bestimmt (nach [6]):
 |
Entwerfen. Hierunter versteht man die schöpferische,
geistige und/oder zeichnerische Vorwegnahme konkreter Lösungsgestalten
in struktureller, funktioneller und wirtschaftlicher Sicht. Hieraus
begründet sich z.B. das Teilfach Technisches Zeichnen |
 |
Konstruieren ist darüber hinaus auch die konkrete
Festlegung bis zur Herstellungsreife (Teilfach: Konstruktionslehre).
|
 |
Messen ist nach DIN 1319 in Vorgang, bei dem ein
spezieller Wert einer bestimmten Größe als Vielfaches einer vereinbarten
Einheit ermittelt wird. (auch andere Disziplinen messen!). |
 |
Prüfen ist nach DIN 1319 die Beurteilung des
Messergebnisses im Hinblick auf eine ganz bestimmte Zweckeignung. |
 |
Beim Testen wird die zu messende Größe in einen realen
Verwendungszusammenhang gestellt. Während Messen und Prüfen auch in
anderen Disziplinen vorkommt, ist Testen eine typisch technische
Tätigkeit. |
 |
Mit Planen bezeichnet man die zeitliche Vorwegnahme
zukünftiger Abläufe. |
 |
Realisieren ist in der Technik untrennbar mit Planung
verbunden, da es sich empirisch gezeigt hat, dass tatsächliche
Realisierbarkeit nicht mit Sicherheit vorhergesagt (also geplant) werden
kann. |
Als erweiterte Fertigkeiten, die nicht notwendigerweise
vorhanden sein müssen, lassen sich formulieren:
 |
Auswählen. Diese Prozess vollzieht sich entweder in
rückgekoppelten Prüf-Test-Realisieungs-Phasen (innerhalb desselben
Unternehmens) oder auf dem Markt (zwischen konkurrierenden Unternehmen).
|
 |
Bedienen und Anwenden sind die Tätigkeiten, über die der
Laie bzw. Kunde zuallererst mit den Produkten der Technik in Berührung
kommt. |
 |
Pflegen und Reparieren können erweiterte Tätigkeiten von
Anwendern an Technikprodukten sein. Bedienen, Anwenden, Pflegen,
Reparieren als Laientätigkeiten werden didaktisch wertvolle Dienste
leisten, wenn es darum geht, vorfachliche Zugänge zum Fach Technik zu
finden. |

Abb. 3: Technisches Handeln, mit Ergänzungen zu
Lehrzwecken.
1.2 Die historische Dimension
Man kann über Homo habilis hinausgehen, wenn man die Wurzeln des Lehrens von Technik sucht.
Sicherlich haben schon seine Vorfahren vor über 2,5 Mio. Jahren, ähnlich
wie heute Bonobos und Schimpansen, ihren Kindern die Herstellung und den
Gebrauch von Werkzeugen beigebracht, als schließlich behauene und später
geschliffene Steinwerkzeuge Verwendung fanden. Als Chemiker muss man
akzeptieren, dass die Metallurgie erst später, vor 5000 Jahren, dazu kam
und andere Materialien wie Keramik, Glas, Papyrus-Papier sowie die
Vielfalt der Metalle im Vergleich rezent sind. Maschinen haben ihren Weg
in den Alltag vor 1000 Jahren geschafft, z.B. Wasserrad, Windmühle,
Spinnrad. Die Nutzung anderer Energiearten aus Dampfmaschinen,
Verbrennungsmotoren und elektromagnetischen Generatoren ist etwa 150 Jahre
alt, (elektronische) Informationsverarbeitung wenig mehr als 50 Jahre.
[7] Institutionalisierter Technikunterricht an höheren Schulen wurde von den
Realien- und Industriepädagogen des 18. und 19. Jh. eingeführt und gipfelte
zunächst ca. 1850 im System der polytechnischen Bildung nach Marx
[8]. Letztere wurde in den Ostblockstaaten konsequent umgesetzt in Form eines
meist vierstündigen Faches durchgehend von der Jgst. 5-8. Die Fortsetzung
folgte auf ähnlichem Niveau im allgemeinbildenden Gymnasium (Jgst. 9-12)
und nach Ingenieurwissenschaften differenziert sowie gepaart mit
Berufsausbildung auf den Industrielyzeen, ebenfalls Jgst. 9-12. In
Frankreich gibt es ein ähnliches System. An deutschen Gymnasien blieb die
Entwicklung trotz Arbeitsschulbewegung (Pestalozzi, Fröbel,
Kerschensteiner, Gaudig) auf der Ebene von gestalterischem Werkunterricht
oder Handarbeiten stecken. Entwicklungen, wie sie seit den 20er Jahren in
den nordeuropäischen Staaten hin zum industrieorientierten
Technikunterricht oder zum durchgehenden Fach „Science and Technology“
stattfanden, erregten bis in die heutige Zeit kaum Aufmerksamkeit. Zwar
fordert der Verband der Deutschen Ingenieure (VDI) zusammen mit den
Technikdidaktikern schon seit den 70er Jahren vehement den Einzug von
technischen Inhalten ins Gymnasium, doch folgte die KMK 1971 den
Argumenten nicht [9]. In der Folge führte nur Schleswig-Holstein ein
Wahlpflichtfach Technik für die Jgst. 7-10 ein, einige andere Bundesländer
(z.B. Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen) Arbeitslehre, ggf.
kombiniert mit Wirtschaft und Technik, teilweise sogar als Pflichtfach.
Das Schlusslicht bildet nach Baden-Württemberg Bayern, wo das Fach „Natur
und Technik“ erst 2003 in einer Jahrgangsstufe Pflichtfach wurde. In den
neuen Bundesländern ist das Bild ähnlich uneinheitlich.
2 Der Stamm
2.1 Ausgangspunkte
Um Inhalte und Fertigkeiten in
einem Unterrichtsfach zu vermitteln gilt es, sich methodischen Werkzeuges
zu bedienen. Zweierlei Quellen stehen uns zur Verfügung:
-
Methoden (syn. Verfahren) des naturwissenschaftlichen
Unterrichtes sowie
-
fachspezifische Methoden des Technikunterrichtes.
Im ersten Fall besteht die Gefahr, wie in der
Vergangenheit geschehen, die Technik auf ihre Funktion zu Motivations- und
Einführungszwecken zu verkürzen: etwas herstellen, „damit die Kinder
wieder Freude an der Physik“ haben oder „Chemie nicht mehr so häufig
abwählen“. Auch aus Sicht der naturwissenschaftlichen Fächer würden wir
damit (wieder) eine wertvolle Chance vergeben, über durchaus praktische,
aber auch abstrahierende Bemühungen im Technikunterricht den Boden für
weiter gehende Abstraktionen in Chemie, Physik, Biologie zu bereiten, denn
die Kritik an der über weite Strecke lebensfernen Ausprägung des
naturwissenschaftlichen Unterrichts ist unwesentlich jünger als die Fächer
selbst.
„Das ‚Umgehen-mit’, ‚Hantieren-mit’, ‚Herstellen-von’,
‚Verändern-von’ und damit verbunden die Wahrnehmung konkret anschaulicher
Phänomene geht den Versuchen voraus, die nach Strukturen, Prinzipien, und
Erklärungen fragen. Die tätige Auseinandersetzung ist Anfang und teilweise
auch Weg zur Abstraktion.“[10]
Genauso ist die Forderung nach „von der
Hand in den Kopf und wieder zurück in die Hand“ nicht gerade neu
[11].
Grundsätzlich würden leistungsfähige Unterrichtsmethoden zur Verfügung
stehen, um sich mit technischen Geräten und Prinzipien zu beschäftigen:
 |
Aus der Didaktik der Chemie stammt das
historisch-problemorientierte Verfahren [12,
13], bei dem, ausgehend von
geeigneten historischen Vorbildern, bestimmte naturwissenschaftliche,
aber auch technische, Problemlösungen nachvollzogen werden können. |
 |
Ebenfalls aus der Didaktik der Chemie stammt das
forschend-entwickelnde Verfahren [14], bei dem man von einer Idee
ausgehend und der spezifischen Arbeitsweise des Naturwissenschaftlers
folgend eine theoretische (oder technische) Fragestellung (er)klärt.
|
 |
Projekte [15] sind als Unterrichtsmethode allgemein
reformpädagogischer Herkunft. Während sich die beiden vorausgehenden
Methoden als Ein-Lehrziel-Verfahren eignen, greifen Projekte eher auf
ganzheitlicher, mehrere Lehrziele aus unterschiedlichen psychischen
Dimensionen [1] umfassenden und zeitlich umfangreicherer Ebene der
Konzeptionen. |
 |
Aus der Didaktik der Physik stammt das
analytisch-synthetische Verfahren [1], das vergleichbar einem Projekt
ganzheitlichen Anspruch auf Konzeptionsebene erhebt. Es geht von der
Analyse eines Gerätes aus und führt über das Erschließen von
Teilfunktionen in „mehreren methodischen Einheiten“ durch Nachbauen oder
Modellierung zum Verständnis des Ganzen. |
In allen Fällen jedoch ist das Vorgehen entweder an
allgemeinen pädagogischen oder spezifisch naturwissenschaftlichen
Arbeitsweisen und nicht an fachspezifischem Technikhandeln orientiert:
unterrichtliches Bemühen erschöpft sich im Erarbeiten bzw. Darbieten des
Prinzips und muss nicht zwangsläufig die Realisierung, Verwendung oder
Diskussion im gesellschaftlichen Zusammenhang beinhalten. Zudem fehlt dem
analytisch-synthetische Verfahren die Abstraktionsebene, die eine
Übertragung auf andere Naturwissenschaften, etwa die Biologie, in der
Unterrichtspraxis erleichtern würde. Deshalb soll hier zur Diskussion eine
Unterrichtsmethode einschließlich mehrerer Verfahrensvarianten nach dem
Artikulationsmodell angeboten werden. Auch die Didaktik der Technik stellt
eine Reihe von spezifischen bzw. adaptierten Unterrichtsmethoden zur
Verfügung. Fachübergreifend sind:
 |
das Projektverfahren, allerdings abgeleitet von der
ingenieurspezifischen Interpretation von „Projekt“, die sich nicht in
der Idee, aber in der Umsetzung als Unterrichtsmethode von der der
naturwissenschaftlichen Didaktiken unterscheidet, |
 |
die Betriebserkundung, allerdings als Methode, nicht in
der methodischen Enge eines Mediums wie im naturwissenschaftlichen
Unterricht, |
 |
die Fallstudie, und |
 |
das Planspiel, beides methodische Formen, die aus dem
wirtschaftswissenschaftlichen Bereich stammen und im
naturwissenschaftlichen keine Entsprechung haben. |
Fachspezifisch und an den einzelnen Kerntätigkeiten
orientiert sind:
 |
die Konstruktionsaufgabe, |
 |
die Fertigungsaufgabe, |
 |
das Technische Experiment sowie |
 |
die Produktanalyse – alle praxisorientiert, und |
 |
der Lehrgang (in der Bedeutung eines zeitökonomischen
Theoriekurses) [3]. Zur Verwendung im NT-Unterricht an Gymnasien werden
sich selten die zeitlichen oder materiellen Rahmenbedingungen finden,
typische Methoden des Technik-Unterrichtes umzusetzen – dazu bedarf es
schon eines klar ausgewiesenen Faches Technik in der Hand von
ausgebildeten Technik-Lehrern. |
2.2 Die Methode in Artikulationsstufen
Als Konsequenz aus den oben diskutierten Vor- und Nachteilen
soll nun eine an den Kerntätigkeiten und den erweiterten Tätigkeiten des
Ingenieurs orientierte Methode vorgestellt werden, die gleichzeitig an den
Unterricht in weiterführenden Schulen angepasst ist, weil sie ausbaufähige
Grundfertigkeiten und –denkweisen vermittelt. Aus dem Bereich der Technik
sind beide Bereiche, der allgemeintechnologische und der arbeitsorientierte,
unbedingt nötig, um auch nur ansatzweise die Breite technischen Handelns mit
seinen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Bezügen abzubilden (Tab.
1). Gleichzeitig soll das Hinarbeiten auf eine naturwissenschaftliche
Abstraktion erhalten bleiben.
Kerntätigkeiten der Technik
|
Erweiterte Tätigkeiten aus dem soziotechn. System |
Artikulationsstufen (Phasen) der technischen UM |
Entwerfen |
Diskussion (soziologische und ökologische
Folgen) |
1. Entwerfen und Konstruieren |
Konstruieren |
Planen |
|
Organisieren (Wirtschaft) |
2. Beschaffen und Organisieren |
|
Beschaffen (Wirtschaft) |
|
Realisieren |
|
3. Fertigen |
Messen |
|
4. Testen und Optimieren |
Prüfen |
Testen |
|
Präsentieren (Wirtschaft und Didaktik) |
5. Präsentieren |
Tab. 1: Quellen für die Artikulationsstufen
Als drittes Kriterium sind die didaktischen Absichten
unterzubringen, unterrichtliche Maßnahmen, die dem Erreichen kurz- und
langfristiger Lehrziele dienen (Tab. 2), aus dem kognitiven, motorischen
und affektiven Bereich. „Technik immer am konkreten technischen Objekt
exemplarisch behandeln und daran das Allgemeine bewusst machen“ sei
das Ziel von Technikunterricht, betont Schulte [3]. Deshalb kann das Ziel
der Unterrichtseinheit auch als Projekt bezeichnet werden, da am Ende ein
greifbares Produkt steht. Es bestehen naturgemäß Ähnlichkeiten zur
Projektmethode, wie auch zur forschend-entwickelnden und zu
problemorientierten Methoden. Mit fachlichen Zielen sind sowohl
technisch-fachliche als auch naturwissenschaftlich-fachliche Ziele
gemeint. Die folgende Methode kann als technisch-erfindende Methode
oder als „technisches Normalverfahren“ bezeichnet werden.
Artikulationsstufe |
Allg. fachliche Lehrziele |
Didaktische Ziele |
1. Entwerfen und Konstruieren |
 | Beschreibung des Bedürfnisses. |
 | Diskussion möglicher Auswirkungen des Produktes und der
Fertigung (sozial, ökologisch). |
 | Aufstellen eines Anforderungs- oder Leistungskataloges. |
 | Schöpferische Tätigkeit. |
 | Anfertigen von einfachen Bauskizzen bis hin zu
Konstruktionsplänen. |
 | Auswahl von Materialart und –qualität. |
|
 | Einführung in das Projektthema. |
 | Problemanalyse. |
 | Didaktische Reduktion des Problems |
 | Liefern/Erarbeiten von nötigem Fachwissen. |
 | Festlegen der Arbeitsweise (lehrer- oder schüler-zentriert) und
der Arbeitsform(en) (Klassen-, Gruppen-, Einzelarbeit, arbeitsgleich
oder –teilig). |
 | Fixierung des Planes. |
 | Vorfreude auf das Ergebnis. |
|
2. Beschaffen und Organisieren |
 | Recherchieren von Bezugsquellen. |
 | Vergleich von Materialqualitäten und Preisen. |
 | Berechnen von Herstellungskosten. |
 | Aufstellen eines Fertigungsplanes. |
 | Aufstellen eines Entsorgungs- und Recycling-Planes |
 | „Fortbildung“: Erwerben nötiger Fertigkeiten. |
|
 | Aufstellen bzw. Bekanntgeben eines Zeitplanes. |
 | Aufgabenverteilung. |
 | Lehren bzw. Lernen neuer Fertigkeiten. |
 | Freude an der Kommunikation. |
|
3. Fertigen |
 | Fertigen von Einzelteilen. |
 | Montage des Gesamtgerätes. |
|
 | Selbstbest. Arbeiten. |
 | Formen des soz. Lernens. |
 | Protokollieren. |
 | Freude an der Selbsttätigkeit. |
|
4. Testen und Optimieren |
 | Messen. |
 | Funktionsprüfung an Einzelteilen oder Funktionsgruppen. |
 | Funktionsprüfung am Gesamtgerät. |
 | Vergleich der Leistungen mit dem Anforderungskatalog. |
 | Maßnahmen zur Optimierung (Verbesserung, Eichung,
Bedienungsfreundlichkeit, Anleitung erstellen...). |
|
 | Anwenden aktueller Fertigkeiten. |
 | Anwendung von Grundwissen. |
 | Freude am erfolgreichen Gelingen. |
|
5. Präsentieren |
 | Vorführen des Produktes: Anwenden, Pflege. |
 | Darstellung des eigenen Produktes (Vor-/Nachteile). |
 | Vergleich mit Konkurrenz-Produkten. |
 | Überlegungen zu einem Verkaufspreis. |
 | Werbemaßnahmen bzw. Darstellung nach Außen (Plakat, Ausstellung,
Bildbericht...) |
|
 | Verbalisieren eigener Leistungen. |
 | Fachliche und fachüber-greifende Kommunikation. |
 | Diskussion der Lösung. |
 | Fixierung v. Ergebnissen. |
 | Abstraktion von Lösungsstrategien. |
 | Didakt. Rekonstruktion. |
 | Festigung erworbenen Wissens. |
 | Stolz auf das selbst hergestellte Produkt. |
 | Bewertung. |
 | Anknüpfungspunkt für folgenden
naturwissen-schaftlich-fachlichen Un-terricht (Methodenwechsel). |
|
Tab. 2: Didaktische und fachliche Ziele der Artikulationsstufen
Die Arbeitsformen werden in der Praxis je nach äußeren
Bedingungen (Umfang und Organisationsform des Faches, Raumangebot der
Schule, Klassengröße...) und methodischen Präferenzen des Lehrenden
gewählt. Ein Beispiel für den Einsatz mehrerer Arbeitsformen in derselben
Unterrichtseinheit findet sich in Abb. 4.

Abb. 4: Eine mögliche, zur technischen Methode passende, Sequenz
von Sozialformen
3 Die Krone
Die Methodenvarianten können im gliedernden Bild
als „Äste“ verstanden werden:
-
Die oben beschriebene technisch-erfindende
Methodenvariante (Abb. 5, a) dürfte der Arbeitsweise von Ingenieuren am
nächsten kommen: induktiv, projektartig, produktorientiert, mit einem
balancierten Anteil an schöpferischer, lehrender, theoretischer und
praktischer Tätigkeit aller psychischer Dimensionen. Sie erfordert in
allen Phasen einen höheren zeitlichen und didaktischen, ggf. materiellen
Aufwand. Es sind jedoch für niedrigere Anforderungsstufen [1] mehrere
zeitlich weniger anspruchsvolle Varianten vorstellbar.
-
Die technisch-nachmachende Methode, Abb. 5 b
geht nicht von einem Bedürfnis aus, sondern (deduktiv) von einem
existierenden Gerät oder einer Maschine, deren Funktionsweise man
verstehen möchte. Ergebnis ist eine vereinfachte, modellhafte Version des
Gerätes, die aus dem Verständnis heraus selbst hergestellt wurde. Ziel
ist neben der Funktionsweise oft ein gewisses Maß an Materialkunde oder
das Erlernen von Bearbeitungsfertigkeiten (in Anlehnung an [16]). Die
Phasen der Planung, Materialbeschaffung und die Testphase sind reduziert, wobei die Fertigung auch auf Modellebene die Schüler durchaus altersgemäß
fordern sollte.
-
Die technisch-untersuchende Methode, Abb. 5 c,
geht auch von einem Gerät aus, das hier aber zu reparieren wäre und dessen
Funktionsweise man durch Untersuchung erlernen möchte. Das Ziel ist rein
praktischer Natur, nämlich ein Alltagsgerät so weit zu verstehen, um
einfache Reparaturen selber vornehmen zu können bzw. Bedienfehler zu
vermeiden. Alle Phasen sind gleichmäßig auf eine mittlere
Anforderungsstufe reduziert, es fehlen spezielle Betrachtungen zu
Materialwahl und Bearbeitungsmethoden.
-
Bei der technisch-forschenden Methode (Abb. 5 d)
geht man in induktiv-deduktiven Wechseln von einem funktionsfähigen (Mess)Gerät
aus, dessen Funktionsweise man verstehen möchte, um eine
naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeit oder ein Naturphänomen zu verstehen
und ggf. quantitativ zu beschreiben. Ziel ist eine naturwissenschaftliche
Erkenntnis. Diese Variante ist dem forschend-entwickelnden oder dem
analytisch-synthetischen Verfahren am nächsten und erreicht in den
theoretischen Teilen der Bereiche Planung und Präsentation hohe
Anforderungsstufen.
-
Alle Varianten können als Arbeitsweise praktische
Phasen beinhalten und sollten sie auch beinhalten, damit man noch mit Fug
und Recht von Technikunterricht sprechen kann. Denkbar ist zwar auch die
technisch-informierende Methode in Anlehnung an [16] als rein
informierende Methodenvariante (Abb. 5, e); sie sollte allerdings nur aus
didaktischen Notsituationen heraus oder in besonders begründeten
Einzelfällen Anwendung finden, etwa wenn die Anforderungsstufe niedrig
ist, oder dem Thema eine sehr untergeordnete Position in der eigenen
Unterrichtsplanung zukommt, oder wenn bei Schülern viel Erfahrung mit dem
Thema vorhanden ist, oder wenn im Fach und mit der Klasse schon wiederholt
praktische Verfahren durchgeführt worden sind.

Abb. 5: Methodenvarianten im Vergleich. Die Zahlen bezeichnen
die Artikulationsstufen wie in Tab. 2. a = techn.-erfindend, b =
techn.-nachmachend, c = techn.-untersuchend, d = techn.-forschend, e =
informierend.
4. Die Blüten
Umsetzung. Nach den Inhalten des (bayerischen)
Lehrplans für Grundschulen (Primarstufe) sollte es einfach sein, die Schüler
bei einem gewissen Stand des Technikwissens abzuholen, denn er bietet in
fast vorbildlicher Weise eine Reihe von Inhalten, auf die Lehrenden der
weiterführenden Schularten zurückgreifen könnten (Tab. 3).
LP-Nr. |
Kurzbeschreibung des geforderten Inhaltes |
1.2.3 |
Materialien: Metall, Kunststoff, Glas, Holz, Papier,
Stein..., einschließlich typische Nutzung auf Grund von Eigenschaften. |
1.3.3. |
Mit mechanischem Spielzeug spielen und Funktionen
erkennen; eine Funktion erkunden: Rolle, Hebel oder einfacher Antrieb;
ein Modell bauen. |
1.7.2 |
Erfahrungen mit Luft: spielerisch umgehen (Samenflug,
Fallschirm...); einfache Spielzeuge bauen: Windräder, Flugobjekte,
Segelschiffe. |
2.6.1 |
Uhr und Uhrzeit: Verschiedene Uhren betrachten und
erproben; relative Zeitmesser bauen und erproben: Kerzen-, Sand-,
Wasseruhr. |
2.7.3 |
Einfluss verschiedener Temperaturen auf Materialien und
Stoffe untersuchen / prüfen: Ausdehnen, Verformen, Verfestigen... |
3.4.3 |
Möglichkeiten der Arbeitserleichterung in einem
erkundeten Betrieb; Entwurf, Bau und Erprobung einfacher Kräne,
Seilwinden...; Veränderungen in der Arbeitswelt...: Automaten machen
Berufszweige überflüssig... |
3.7.2 |
Spielzeug mit Permanentmagnet untersuchen, einen
Magnetkompass, einfachen Stromkreis, Elektromagneten bauen und anwenden
(Modellampel...) |
3.7.4 |
Technische Entwicklung im Wandel der Zeit: am Beispiel
Heiztechnik oder elektrischer Gebrauchsgegenstand. |
4.7.1 |
Ausgangsstoffe und –materialien: Metall schmelzen, in
Formen gießen; Material-, Zeit-, Energie- und Arbeitsaufwand bei der
Herstellung festhalten. |
4.7.2 |
Kreislauf eines industriell gefertigten Produkts:
Herstellung bis zum Endprodukt verfolgen (in Zusammenhang mit der
Erkundung); Verpackung, Lagerung, Produktionsaufwand, Umweltschutz. |
Tab. 3: Beispiele für technisch orientierte Inhalte im LP für
bayerische Grundschulen [17] aus unterschiedlichen Jahrgangsstufen.
Allerdings besteht in der Praxis eine erhebliche
Diskrepanz zwischen Lehrplaninhalten und den Erfahrungen, die z.B. Schüler
in der Jgst. 5 tatsächlich (noch) parat haben. Die Ursachen hierfür liegen
sicherlich in der mangelhaften Ausbildung der Grundschullehrer im
naturwissenschaftlichen (die Fächer Chemie oder Physik werden fast gar
nicht, Biologie manchmal als Studierfach irgendeines Niveaus belegt) und
der fehlenden Ausbildung im technischen Bereich. Damit verbunden ist eine
aus welchen Gründen auch immer fehlenden Wertschätzung für diese Inhalte
in der Konkurrenz zu Satzanalyse und Rechenübungen.
4.1 Beispiel für die technisch-nachmachende Methode
Eine methodische Formulierung dieses unterrichtlichen Handelns ist von
Weltner aus der Physik heraus schon gemacht worden, unterscheidet sich
aber von den hier vorgestellten Phasen durch die typischen Sichtweise des
Naturwissenschaftlers [18]. Der Inhalt, die Fertigung eines Barometers aus
Alltagsgegenständen, ist ein altbekanntes Beispiel für eine
Basteltätigkeit. Im WWW finden sich Anleitungen, z.B. aus Australien
[19]
und USA [20,21], stets im Zusammenhang mit meteorologischer
Messwerterfassung, vermutlich des Erdkunde-Unterrichts. Denselben Inhalt
kann man in den Dienst des fach-übergreifenden Unterrichtes unter Einbezug
der Technik stellen. Ausgangssituation: Jahrgangsstufe 5, Erfahrungen mit
Luft sind bekannt (Luft braucht Platz, Luft dehnt sich aus,
Stoffeigenschaft: Luft kann man zusammendrücken).
Artikulationsstufe |
Aktivitäten |
1. Entwerfen und Planen |
- Diskussion: Wozu braucht man ein Barometer im Haus?
- Man geht von einem kommerziellen Barometer aus: evakuierte Dose,
Hebelmechanismus, Zeiger, Justier- und Eichschrauben, Skala, Gehäuse.
Man untersucht gemeinsam die Funktion der einzelnen Teile.
- Wiederholen von dienlichen Grundlagen aus der Grundschule, z.B.
Luft braucht Platz (Kompressibilität von Gasen).
- Der Lehrer stellt Bauteile heraus, die vereinfacht oder
weggelassen werden können: Luft statt Vakuum, einfacher, langer Hebel
statt kompakte Bauform, gleichzeitig mit Zeigerfunktion statt
Übertragung der Bewegung über eine sich drehende Achse, Brett statt
Gehäuse. Dazu gehört auch die Diskussion über die Materialien: Glas
und Kunststoff statt Metall...
- Man fertigt gemeinsam eine einfache Strichskizze der für die
Funktion unbedingt erforderlichen bzw. im Modellgerät noch benötigten
Teile an.
- Man sucht gemeinsam nach Gegenständen aus dem Alltag, die sich als
Ersatz eignen: starres Glas für die Büchse, Luftballon für die
Membran, Strohhalm für den Hebel und Zeiger, Pappe für die Skala.
- Man überlegt gemeinsam, wie sie zusammengefügt werden könnten:
binden, kleben, unterschiedliche Klebeverfahren und -stoffe
(Klebefilm, Klebstoffe).
- Es wird geklärt, ob Verschönerungsmaßnahmen berücksichtigt werden
sollen. Zeit: 90 Minuten (ggf. einschließlich 2b).
|
2. Beschaffen und Organisieren |
- Die erforderlichen Gegenstände werden besorgt: Glas aus der Küche,
Luftballon und Strohhalm aus dem Supermarkt, Klebefilm aus dem
Bürobedarf, Pappe aus dem Haushalt, Klebstoff und Holz aus dem
Bastelladen oder der Werkstatt.
- Eine Fertigungsreihenfolge wird in Form einer Anleitung entwickelt
und festgelegt.
Zeit: 45 Minuten (ggf. außerhalb des Unterrichts). |
3. Fertigen |
Fertigung als Hausaufgabe oder im Arbeitsraum.
Zeit: 90 Minuten (ggf. außerhalb des Unterrichts). |
4. Testen und Optimieren |
- Schüler erfahren die erste Rückmeldung über die Qualität ihrer
Arbeit. Fehler werden gemeinsam erkannt und
abgestellt.
- Schüler vergleichen immer noch existierende bauliche
Unterschiede: Glasgröße, Strohhalmlänge, Luftballonmaterial... Es
können sich Fragen ergeben, die forschend geklärt werden könnten:
 | Welchen Einfluss haben die Unterschiede auf die
Funktion(sfähigkeit) des Gerätes? |
 | Gibt es eine optimale Kombination? |
- Schüler beobachten das funktionsfähige Gerät über einen Zeitraum
von 2-5 Tagen.
- Schüler eichen ggf. ihr Gerät am Schulbarometer und ver-gleichen
die Werte über mehrere Tage.
Zeit: für a, b, d 90 Minuten. |
5. Präsentieren |
- Schüler stellen die Vorteile ausgewählter Konstruktionen und
Verbesserungen vor, die sie in 4. gegenüber der
ursprünglichen Anleitung aus 2. vorgenommen haben.
- Bewertungsphase für den Lehrer: Kreativität, Ausdauer, Exaktheit
der manuellen Umsetzung, Durchdringungsgrad der Grundlagen, Geschick
des Präsentierens.
- Eine Ausstellung im Schulhaus wird vorbereitet. Fragen zur
Weiterführung oder Erfolgskontrolle:
 | Was wäre wenn man statt eines Brettes Pappkarton
als Unterlage (Gehäuse) verwendet hätte? |
 | Was wäre wenn man einen geknickten Trinkhalm verwendet hätte?
|
 | Warum darf der Trinkhalm nur bis zur Mitte der Membran reichen?
|
 | Wie wirkt sich die Luft im Glas gegenüber einer evakuierten Dose
aus? Wie könnte man den Temperatureffekt kontrollieren? Zeit: eine
bis mehrere Stunden, je nach Präsentationsrahmen |
|
Tab. 4: Beispiel für den technisch-nachmachenden Unterricht
Was haben die Schüler gelernt?
-
Mit mechanischen Messgeräten muss man sorgsam umgehen.
Montageschrauben unterscheiden sich von Eichschrauben.
-
Ein selbstgebautes, vereinfachtes Gerät hat Modellcharakter. Die
sich
einschleichenden Fehler müssen bekannt sein.
-
Die Art des Materials bestimmt die Art und Weise der Fertigung,
den Preis und die Qualität des Produktes.
-
Nur sorgfältiges, bewusstes Arbeiten führt zu einem
befriedigenden Ergebnis.
-
Luft zieht sich bei Druck oder Temperaturabfall zusammen.
-
Zeiger sind oft Hebel, die winzige Bewegungen sichtbar machen.
4.2 Beispiel für die technisch-forschende Methode
Die
Aufgabe besteht darin, ein Leichtlauffahrzeug zu bauen. Methodische
Verwandtschaft besteht zum forschend-entwickelnden Unterricht. Die Idee stammt
aus dem Activity-Center von Legoland Billund, 1998 und ist auch von Legoland
Deutschland in Günzburg übernommen worden. Ausgangssituation: Jahrgangsstufe 5,
die Grundelemente eines Fahrzeuges sind aus dem Alltag bekannt (Räder, Achsen,
Rahmen). Hypothesen zur Verlängerung der Rollstrecke sind ebenfalls aus dem
Alltag vorhanden. Lehrziele: Alltagshypothesen auf ihre Tragweite überprüfen,
verifizieren oder falsifizieren.
Artikulationsstufe |
Aktivitäten |
1. Entwerfen und Planen |
- Die Aufgabe wird formuliert: Baue ein Fahrzeug, das an einer
schiefen Ebene ausgelöst, möglichst weit rollen soll.
- Die Grundelemente eines Fahrzeuges werden angeordnet. Hier werden
die ersten Entscheidungen gefällt: Drei- oder Vierrad? Zwei-, drei-
oder vierachsig? Rahmen- oder Plattenträger?
- Die Dimensionen des Fahrzeuges werden festgelegt: nimmt man die
längsten verfügbaren oder die kürzestmöglichen Balken? Große, breite
oder kleinere, schmale Räder?
- Die Entscheidungen fallen oft spontan auf Grund von
(übernommenen?) Alltagshypothesen und getrieben vom
Durchsetzungsvermögen des Vertreters: „je schwerer, desto weiter“, „je
leichter, desto weiter“, „je größer die Räder, desto weiter“, „je
niedriger das Fahrzeug, desto weiter“...
- Eine Skizze für Details kann gefertigt werden, z.B. das Anbringen
der Achse und der Räder.
Auch wenn das Thema als Teil einer Lernzirkel-Anordnung verwendet
werden sollte, sollten mindestens zwei Gruppen gleichzeitig dieselbe
Aufgabenstellung erhalten, damit Kommunikation aus der Gruppe heraus und
ein gewisses Maß an Wettbewerb gesichert sind.
Zeit: 10 Minuten. |
2. Beschaffen und Organisieren |
Da LEGO eingesetzt wird, entfällt die Materialauswahl
und -beschaffung. In einer „Bastelkiste“ findet sich ein Pool von
grundsätzlich geeigneten Bauelementen: verschieden große Räder,
unterschiedlich lange Achsen, Balken, Platten, Kleinteile zum Kuppeln
und Befestigen. Zeit: 5 Minuten, hauptsächlich zum vertraut werden mit
den zur Verfügung stehenden Teilen. |
3. Fertigen |
Fertigung ist auf Grund des gerasterten Steckprinzips in
sehr kurzer Zeit möglich.
Zeit: 5 Minuten. |
4. Testen und Optimieren |
- Das Fahrzeug wird an einer schiefen Ebene das erste Mal getestet,
die Fahrstrecke gemessen. Als Zielorientierung gilt eine
„Erfahrungsmarke“ vorheriger Unterrichtseinheiten, z.B. 4m. Die
Erbauer erfahren die erste Rückmeldung über die Qualität ihrer Arbeit
gemessen an der „Erfahrungsmarke“ oder dem Ergebnis der
Parallelgruppe(n). Verbesserungen werden in der Gruppe diskutiert und
umgesetzt. Es entstehen erste Bewertungen der Alltagshypothesen:
waren die Annahmen richtig oder falsch?
- Das Fahrzeug wird ein zweites Mal getestet. Die Erbauer erfahren
die Wirkung ihrer Verbesserungsmaßnahmen bzw. die Qualität ihrer
Hypothesen. Weitere Optimierungen werden in der Gruppe diskutiert und
umgesetzt. Es entstehen erste aus der Erfahrung begründete Theorien
über die Wirksamkeit von Maßnahmen bzw. Konstruktionsprinzipien.
Zeit: 25 Minuten. |
5. Präsentieren |
- Schüler führen ihr Optimalmodell dem Lehrer bzw. anderen
Schülergruppen vor.
- Schüler erläutern die „entdeckten“ Konstruktionsprinzipien sowie
die Erfahrungen, die dazu geführt haben:
 | Je leichter, desto weiter. |
 | Je schmaler die Räder, desto weiter. |
 | Je weniger Spiel an Achsen und Rädern, desto
weiter... |
- Abstraktion der gewonnenen Erkenntnisse und zurückführen auf
fachliche Größen und Gesetzmäßigkeiten (Reibung, Hebel, Trägheit,
Masse, Beschleunigung, Geschwindigkeit...) in altersgemäßer
Fachsprache.
- Fixierung ggf. als freies Protokoll.
- Eine Ausstellung im Schulhaus wird vorbereitet. Fragen zur
Weiterführung oder Erfolgskontrolle:
 | Welchen Einfluss könnte der Untergrund auf die Fahrstrecke
haben? Bsp.: Teppichboden, Fliesen, Glatt-PVC.
|
 | Welche Bausteine müsste LEGO erfinden, um
noch längere Fahrstrecken zu ermöglichen?
Ziele z.B. Kugellager oder Schwungscheibe. |
Zeit: eine bis mehrere Stunden, je nach Präsentationsrahmen und
Anforderungsstufe für behandelte Fachbegriffe. |
Tab. 5: Beispiel für den technisch-forschenden Unterricht
Was haben die Schüler gelernt?
-
Annahmen müssen systematisch überprüft werden. Die Schlüsse aus
der Überprüfung können Annahmen bestätigen oder Widerlegen.
-
Testbedingungen für dieselbe Aufgabenstellung sollten für alle
Konkurrenten gleich sein: dieselbe schiefe Ebene, derselbe Bodenbelag.
-
Gesetze können auch aus der Erfahrung (nicht nur aus
theoretischen Hypothesen) abgeleitet werden. Sie müssen aber systematischer
Überprüfung stand halten.
-
Nur bewusstes, auf Abstraktion ausgerichtetes Experimentieren
führt zu effektiven Schlussfolgerungen.
-
Hohe Masse erhöht Reibungsverluste. Günstiger Einfluss von
Trägheit wird durch Erhöhung der Reibung wieder aufgehoben bzw. überkompensiert.
-
Große Kontaktflächen erhöhen Reibungsverluste.
4.3 Beispiel für die technisch-erfindende Methode
Ausgangssituation: die Schüler sind mit dem LEGO-Bauprinzip vertraut und haben
Erfahrung mit Bausteinen aus der LEGO-Technik-Reihe. Je nach Alter oder Lehrziel
lassen sich unterschiedlich komplexe Aufgabenstellungen (Bedürfnisse)
formulieren. Jahrgangsstufen ab 7 scheinen in der Breite geeignet, aber auch
besonders leistungsfähige oder erfahrene Gruppen aus der Jahrgangsstufe 5 im
differenzierten Unterricht. Lehrziel: Einsetzen von Vorwissen und Kreativität im
Dienst einer Aufgabenstellung, z.B. dem Erfinden eines Anschlagmechanismus
für eine Glocke.
Artikulationsstufe |
Aktivitäten |
1. Entwerfen und Planen |
- Das Bedürfnis wird formuliert: wir benötigen einen Mechanismus zum
Anschlagen der Schulglocke, der sich grundsätzlich auch für
elektrischen Antrieb eignen soll.
- Die Dimensionen werden festgelegt: es soll mit Hilfe von LEGO ein
Modell gebaut werden, das ein kleines Glöckchen anschlagen kann.
- Das Bedürfnis wird analysiert: was für Einflüsse auf Umwelt oder
Arbeitswelt sind zu erwarten?
- Die Aufgabe wird in Teilschritte zerlegt: ein elektrischer Antrieb
würde Drehbewegung liefern, das Anschlagen erfordert Pendelbewegung.
Die Drehbewegung wird zunächst über eine Kurbel ausgeführt realisiert.
- Ideen zur Umwandlung werden gesucht. Arbeitsgleiches Vorgehen in
Einzelarbeit: Jedes Gruppenmitglied fertigt per Hand eine Strichskizze
von seiner persönlichen Umsetzungsidee. Danach diskutiert die Gruppe
und wählt die Erfolg versprechendste Idee zur Umsetzung aus.
Auch wenn das Thema Teil einer Lernzirkel-Anordnung ist, sollten
mindestens zwei Gruppen gleichzeitig dieselbe Aufgabenstellung erhalten,
damit unterschiedliche Lösungen zustande kommen können und ein gewisses
Maß an Wettbewerb gesichert ist. Zeit: 20 Minuten. |
2. Beschaffen und Organisieren |
Da LEGO eingesetzt wird, entfällt die Materialauswahl
und -beschaffung. In einer „Bastelkiste“ findet sich ein Pool von
grundsätzlich geeigneten Bauelementen: verschieden große Zahnräder,
Riemen und Riemenscheiben, Achsen, Balken, Platten, Excenter, Kleinteile
zum Kuppeln und Befestigen, eine Grundplatte. Geeignet sind auch die
LEGO Explore-Kästen Nr. 9645 (Mechanik II) oder Nr. 9665 (Mechanik III)
[22]. Zeit: 5 Minuten, hauptsächlich zum vertraut werden mit den zur
Verfügung stehenden Teilen. |
3. Fertigen |
Fertigung ist auf Grund des gerasterten Steckprinzips in
relativ kurzer Zeit möglich. Der Lehrer gibt Hilfestellung bei der
schwierigen Umsetzung von Strichzeichnung zur Konstruktion. Zeit: 20
Minuten. |
4. Testen und Optimieren |
- Der Mechanismus wird an einem aufgehängten Glöckchen getestet. Die
Erbauer erfahren die erste Rückmeldung über das Zusammenspiel der
Einzelteile, die sie gemäß der Eingangsskizze zusammengebaut haben.
- Verbesserungen werden in der Gruppe diskutiert und umgesetzt. Auf
Grund des erfindenden Charakters der Arbeit ist ein größerer
Zeitrahmen erforderlich.
Zeit: 30 Minuten. |
5. Präsentieren |
- Schüler führen ihr Optimalmodell dem Lehrer bzw. anderen
Schülergruppen vor. Dabei gehen sie besonders auf ihre besondere Art
der Lösung der Anforderungen ein.
- Schüler debattieren ihre Lösung in Werbeform. Der Lehrer spielt
die Rolle eines möglichen Produzenten für die Erfindung.
- Der Lehrer abstrahiert die gewonnenen Erkenntnisse und führt sie
zurück auf fachliche Gesetzmäßigkeiten und Bauprinzipien (Getriebe,
Übersetzung, Bewegungsformen, spezielle Bauteile, ...) in
altersgemäßer Fachsprache, ggf. in gesonderten, folgenden
Unterrichtseinheiten.
- Fixierung ggf. als freies Protokoll.
- Eine Ausstellung im Schulhaus wird vorbereitet.
Aufgaben zur Weiterführung oder Erfolgskontrolle:
 | Ersetze den Kurbelantrieb durch einen Motor und nötige
Übertragungsteile. |
 | Wie lässt sich die Anschlagfrequenz beeinflussen?
(Übersetzungsverhältnis) |
 | Wie ließe sich die Lautstärke dämpfen? (Belag) |
 | Wie ließe sich eine bestimmte Anzahl von Schlägen realisieren?
(Programmierung). |
Zeit: eine bis mehrere Stunden, je nach Präsentationsrahmen und
Anforderungsstufe für behandelte Fachbegriffe. |
Tab. 6: Beispiel für den technisch-erfindenden Unterricht
Schüler haben u.a. gelernt:
-
Ich bin in der Lage, etwas Neues zu erfinden.
-
Erfinden in der Gruppe macht Spaß und führt weiter als
allein.
-
Grundlegende Bewegungsformen sind Drehen und Pendeln. Sie
können ineinander überführt werden.
-
Zum Festlegen bestimmter Drehzahlen oder Pendelfrequenzen
dienen Getriebe.
-
Es gibt mehrere Lösungen für ein und dieselbe Aufgabe,
wobei die ideale Lösung selten ist. Jede reale Lösung hat Vor- und
Nachteile.
-
Ausgewählt wird durch Diskussion und abhängig von der
jeweiligen
Einsatzanforderung.
-
Ich kann andere von meinem Produkt überzeugen.
5. Die Früchte
Erhoffte Leistungen. Was den Didaktiker von
naturwissenschaftlichen Fächern an Technik-Anteilen fasziniert, ist zunächst
die gute Umsetzbarkeit von didaktischen Prinzipien wie Produktorientierung,
Selbsttätigkeit, Alltagsorientierung und oft Schülergemäßheit – lauter
Anforderungen eines schülerzentrierteren modernen Unterrichtes. In der
Praxis fällt es auf, dass sich auch erfahrene Lehrer naturwissenschaftlicher
Fächer teilweise schwer tun, sich von Lehrerzentrierung zu lösen und Teile
des Unterrichtsgeschehens in die Hand der Schüler zu übertragen.
Sicherheitsbestimmungen, Mangel an theoretischer Fundierung oder praktischer
Erfahrung auf Schülerseite werden oft ins Feld geführt. Die Beschreibung von
Unterrichtsmethoden wie forschend-entwickelnd, historisch-problemorientiert
oder der Projektmethode hat durch ihre Existenz allein nicht wesentlich zu
einer Öffnung des Unterrichts beigetragen. Auch mit der Beschreibung der
technischen Methode ist nicht der endgültige Durchbruch zu erwarten, doch
die Hoffnungen liegen in einer Steigerung der Akzeptanz von Selbsttätigkeit
und Produktorientierung. In der Folge könnten diese Prinzipien auch in den fachlichen Chemie-, Physik oder Biologie- und
Informatikunterricht einziehen.
Nicht zuletzt unterscheidet sich die Denkweise und der Auftrag eines
Technikers deutlich von der bzw. dem des Naturwissenschaftlers. Eine
fruchtbare Zusammenarbeit zwischen diesen Disziplinen kann nur aus einem
grundlegenden Verständnis für Unterschiede und Gemeinsamkeiten erwachsen.
Die fehlende fachliche Differenzierung in der Unter- und Mittelstufe
(Sekundarstufe I) ist eher als Chance denn als konzeptioneller Mangel zu
sehen. Sie erwächst aus der vorfachlichen Erziehung und macht letztendlich
die Notwendigkeit fachlicher Spezialisierung in einem geeigneten Alter erst
plausibel. Allerdings sollte der Fachunterricht in allen Fällen in der
Sekundarstufe II auf das Erreichte aufsetzen, um dann später auf nochmals
höherer Ebene interdisziplinäres Denken und Handeln zu begründen.
Auf internationaler Ebene werden Standards für eine technische
Grundbildung diskutiert [23]. Dabei wird deutlich,
dass sich viele der Standards auch dann realisieren lassen würden, wenn mit
dem nötigen Verständnis geeignete Inhalte und Methoden in Lehrpläne
bestehender Fächer (Natur und Technik, Werken, P/C/B...) integriert würden.
Ob das nach amerikanischem Vorbild erfolgen soll, ist allerdings zu
bezweifeln.
Erfahrungen. Die beschriebenen Beispiele für das
technisch-forschende und technisch-erfindende Verfahren sind bis zur
Drucklegung mit 5 Klassen der Jgst. 5 und 6 am Lernort Universität im Rahmen
des Projektes „Chemie vernetzt Naturwissenschaften und Technik“ (C#NaT)
[24]
erprobt worden. Ziel war es, Erkenntnisse über altersabhängige
Lernschwierigkeiten und die Zuordnung zu Schwierigkeitsgraden zu erhalten.
Aufgaben:
- Schwierigkeitsstufe 1: Bauen von Laufmaschinen nach original
LEGO-Anleitung, anschließend Untersuchen von Teilfunktionen.
- Schwierigkeitsstufe 2: Optimieren eines Autos. Das an sich
bekannte Prinzip eines Autos wird auf Leichtlauffunktionen optimiert: es
soll auf einer schiefen Ebene beschleunigen und möglichst weit kommen.
- Schwierigkeitsstufe 3: Erfinden einer Anschlagmaschine
für eine Glocke. Dabei muss Dreh- in Pendelbewegung umgewandelt werden.
Von den 144 Schülern waren 70 weiblich. Davon hatten 22 (31%) Erfahrungen
mit LEGO technik, von den männlichen Schülern 50 (68%). Beide Geschlechter
trauten sich gleichermaßen (durchschnittlich 3-4 Schüler/innen) die Lösung
der höchsten Schwierigkeitsstufe zu. Mädchen gehen geplanter vor und
erreichen zielgerichteter das Ergebnis. Bei Erfolg oder Misserfolg reagieren
Mädchen extremer (Erfolg: Jubel bei besseren Werten als Jungen bzw. „Und
dann sagt man immer ‚Frau und Technik’“. Misserfolg: „Die (Steine) halten
nicht.“) Jungen gehen gewagtere Konstruktionen an, kommen aber in der zur
Verfügung stehenden Zeit oft nicht zu wesentlich besseren Ergebnissen. Die
beste Abstraktion zur Konstruktionsregeln liefern die Jungen („Eigentlich
reicht eine Achse mit zwei Rädern“).
Die Gruppe der Unerfahrenen hat Probleme beim Umsetzen der
LEGO-Bauanleitung: es fehlt an Vorgehensplanung (erst Teile für den
Bauabschnitt heraussuchen, dann verbauen), an Orientierung („Achse in das
fünfte Loch von links“ bzw. spiegelverkehrte Lösungen) und
Fehlersuchstrategien. Alle drei Fertigkeiten könnten mit wenigen Stunden
LEGO dacta, unterstützt durch das Lehrerbegleitmaterial, erreicht werden.
Daran kann sich fachliche Ausformung in Physik, Chemie oder Informatik
anschließen.
Eine wissenschaftliche Evaluierung steht aus. Die Frage, ob die Methode
zu einer erhöhten Aufgeschlossenheit gegenüber technischen und
naturwissenschaftlichen Inhalten führt, wäre in einer langfristigen
Untersuchung zu klären und von großem Interesse – die gerade empfundene
Begeisterung steht den Kindern jedenfalls ins Gesicht geschrieben. Die Ziele
von C#NaT sind eher affektiver, nicht methodischer Natur, so dass Aussagen
zur praktischen Handhabbarkeit der Methode im Schulalltag zunächst nur
zufällig entstehen. Breite Erfahrungen in skandinavischen Ländern lassen
Nachhaltigkeit auch für deutsche Schüler vermuten.
Autorendaten:
Walter Wagner ist Fachvertreter für Didaktik der Chemie an der Universität
Bayreuth. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Aufbereitung
lebensmitteltechnologischer Themen für den Unterricht, die Erstellung von
Unterrichtsmedien, vor allem Lehrprogramme, und die Konzeption von offeneren
Experimentieranleitungen. Anschrift: Didaktik der Chemie, NW2, Universität,
95440 Bayreuth,
Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de.

Service

[1] |
Die verwendete fachdidaktische Terminologie entspricht den
Vereinbarungen der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Chemie-Didaktiker (ABayCD)
wie sie festgelegt sind unter:
http://www.uni-bayreuth.de/departments/abaycd/lexikon/0_einfuehrung.htm |
[2] |
Lehrplan für Gymnasien in Bayern, Fach Natur und Technik
http://www.isb.bayern.de/gym/nt/index.htm, 24.01.2004 |
[3] |
Schmayl, W.; Wilkening, F.: Technikunterricht. Klinkhardt,
Bad Heilbrunn, 2. Auflage, 1995. |
[4] |
Ropohl, G.: Technik als Bildungsaufgabe allgemeinbildender
Schulen. In: Traebert, W. E.; Spiegel, H.-R. (Hrsg.): Technik als Schulfach,
Bd. 1, S. 7-24. |
[5] |
Sachs, B.: Legitimation und Strukturen von Technikunterricht.
In: Traebert, W. E.; Spiegel, H.-R. (Hrsg.): Technik als Schulfach, Bd. 4,
S. 51-69. |
[6] |
Traebert, W. E.: Auswahlkriterien für Lehr- und Lerninhalte
des Technikunterrichts. In: Traebert, W. E.; Spiegel, H.-R. (Hrsg.): Technik
als Schulfach, Bd. 1, S. 53-74. |
[7] |
Der Brockhaus multimedial 2001 Premium. Bibliographisches
Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001. |
[8] |
Mengert, R. In: Traebert, W. E.; Spiegel, H.-R. (Hrsg.):
Technik als Schulfach, Bd. 4, S. 1-10. |
[9] |
KMK: „Entwurf einer Vereinbarung zur Neugestaltung der
gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II“ |
[10] |
Biester, W.: Zur Ausprägung intelligenten Verhaltens durch
die Auseinandersetzung mit technischen Sachverhalten. In: Traebert, W. E.;
Spiegel, H.-R. (Hrsg.): Technik als Schulfach, Bd. 1, S. 25-39. |
[11] |
Glöckel, H.: Vom Unterricht. Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 3.
Auflage, 1996. |
[12] |
Flintjer, B.; Jansen, W.: Die Arbeiten von Clément und Désormes – eine historisch-problemorientierte Unterrichtskonzeption zum
Thema Schwefelsäure. MNU 42, 1989, S. 87ff. |
[13] |
Thiemann, F.; Peper, R.; Fickenfrerichs, H.; Jansen, W.:
„Luft und Sauerstoff“ nach dem historisch-problemorientierten
Unterrichtsverfahren. NiU-Chemie 11, 2000, S. 9ff. |
[14] |
Schmidkunz, H.; Lindemann, E.: Das forschend-entwickelnde
Unterrichtsverfahren. Westarp-Verl., Essen 1992. |
[15] |
Pfeifer, P. et al. (Hrsg.): Konkrete Fachdidaktik Chemie,
Oldenbourg, München 2002. |
[16] |
Füssel, M.: Naturwissenschaft und Technik. Überschneidungen
und Abgrenzungen aus technikdidaktischer Sicht. In: Traebert, W. E.;
Spiegel, H.-R. (Hrsg.): Technik als Schulfach, Bd. 4, S. 79-105. |
[17] |
Lehrplan für Grundschulen in Bayern,
http://www.isb.bayern.de/isb/index.asp
?MNav=3&QNav=4&TNav=0&INav=0&Fach=&LpSta=6&STyp=1,
15.12.2004 |
[18] |
Weltner, K.: Technik und naturwissenschaftlicher Unterricht, MNU 24. Band, Heft 2, 1971, 56-75. |
[19] |
http://www.bom.gov.au/lam/Students_Teachers/Worksheet6.shtml,
29.11.2004 |
[20] |
http://www.sciencenorth.on.ca/discoverycamp/barometer.htm, 29.11.2004 |
[21] |
http://media.nasaexplores.com/lessons/04-063/5-8_2.pdf,
29.11.2004 |
[22] |
Bezugsquelle: Fa. LPE Technische Medien GmbH,
Schwanheimer Str. 27, 69412 Eberbach.
http://www.technik-lpe.com/, Pfad
LEGO Schulprogramm, 29.11.2004 |
[23] |
Höpken, G.; Osterkamp, S.; Reich, G. (Hrsg.): Standards für
eine allgemeine technische Bildung. Neckar-Verl., Villingen-Schwenningen
2003. |
[24] |
C#NaT:
http://www.uni-bayreuth.de/departments/didaktikchemie/cnat/einfuehrung.htm,
26.01.2004 |

Didaktik der
Chemie / Universität Bayreuth

E-Mail: Walter.Wagner
ät uni-bayreuth.de, Stand:
15.12.04
|