Chemischer Hintergrund zu:
Grenzreaktionen
Berliner Blau
Unter den Komplexverbindungen des Eisens
gehören die Cyanokomplexe ("Hexacyanoferrate") zu den beständigsten. Die
Kaliumsalze sind als "Gelbes Blutlaugensalz" K4[Fe(CN)6]
oder "Rotes Blutlaugensalz" K3[Fe(CN)6] bekannt. Der
Eisen(II)-Komplex ([Fe(CN)6]4-) ist thermodynamisch
und kinetisch stabiler als der Eisen(III)-Komplex ([Fe(CN)6]3-).
Aus den Potenzialen ist ersichtlich, dass der Eisen(III)-Komplex als
Oxidationsmittel wirken kann:
.[1]
Versetzt man eine Lösung des gelben Blutlaugensalzes mit
Eisen(III)chlorid oder eine Lösung des roten Blutlaugensalzes mit
Eisen(II)chlorid, so entsteht in beiden Fällen bei einem Molverhältnis von
1:1 infolge des ganz auf der rechten Seite liegenden Gleichgewichts
das gleiche, kolloidal gelöste "lösliche Berliner Blau":
Die intensive Farbe ist dabei auf die gleichzeitige Anwesenheit zweier
Wertigkeitsstufen des gleichen Elements in ein und demselben komplexen
Molekül ("charge-transfer-Komplex") zurückzuführen.
Bei Zugabe überschüssiger Eisen(III)- bzw. Eisen(II)ionen zu [Fe(CN)6]4-
bzw. [Fe(CN)6]3- entstehen blaue Niederschläge, die
als "unlösliches Berliner Blau" bzw. "unlösliches Turnbulls-Blau"
unterschieden werden. Sie sind jedoch infolge der oben erwähnten
Umwandlung identisch:
Bei der Umsetzung von Eisen(III)chlorid mit rotem Blutlaugensalz oder
Eisen(II)chlorid mit gelbem Blutlaugensalz entstehen hingegen farblose
oder nur schwach gefärbte Lösungen:
.[2]
Eisenthiocyanat
Durch das Versetzen einer Ammoniumthiocyanat-Lösung mit einer Eisen(III)chlorid-Lösung kommt
es zur Bildung eines blutrot gefärbten Eisenthiocyanat-Komplexes:
Literatur:
-
www.cci.ethz.ch/experiments/berliner/de/vertiefung/1.html, Stand
14.02.06
- Holleman, A., Wiberg, E.: Lehrbuch der anorganischen Chemie,
81-90. Aufl., Walter de Gruyter, Berlin, New York, 1976, S. 934