Hintergrund zu:

Rosenzauber

Blütenfarbstoffe

Blütenfarbstoffe sind eine Bezeichnung für eine Untergruppierung der Pflanzenfarbstoffe, die die Farbvielfalt der Blüten verursachen. Die Färbung der Blüten beruht in erster Linie auf dem Vorhandensein von Pigmenten in den Chromoplasten oder den Zellvakuolen des Blütengewebes. Die bedeutendste Gruppe der Blütenpigmente sind die Flavonoide, denn sie tragen sowohl zu den Anthocyanen bei (Färbungen von Orange über Rot bis zu Blau; anthos = Blüte, kyanos = blaue Farbe), als auch zu den Färbungen Gelb und Weiß. Die andere größere Gruppe sind die Carotinoide, die vor allem gelbe und einige orangefarbene und rote Töne liefern. Weitere Klassen mit geringerer Bedeutung hinsichtlich der Blütenpigmentierung sind die Chlorophylle (Grüntöne), Chinone (gelegentlich für Rot- und Gelbtöne verantwortlich) und die Betalaine (die in der Ordnung der Caryophyllidae zu gelben, roten und purpurnen Farben führen).

Es gibt drei Hauptpigmente. Diese gehören zu der Klasse der Flavonoide und sind als Anthocyanidine bekannt:

Pelargonidin:

orangerot, z.B. in der Salbeiblüte

Cyanidin:

magentarot, z.B. in der Rosenblüte

Delphinidin:

blauviolett, z.B. in der Verbenablüte

Diese drei Chromophoren unterscheiden sich strukturell nur in der Anzahl der Hydroxylgruppen. Sie treten meist einzeln oder gelegentlich als Mischung in Angiospermenblüten auf und liefern das gesamte Spektrum an Farben von Orange, Rosa, Scharlachrot und Rot bis hin zu Blauviolett, Purpur und Blau. Im Wesentlichen enthalten alle rosafarbenen, scharlachroten und orangeroten Blüten Pelargonidin, alle karmin- und magentaroten Cyanidin und alle blauvioletten und blauen Blüten Delphinidin.

Zum Versuch

Rosen enthalten Cyanidin, ein Hauptpigment der Anthocyane. Der Farbton des Cyanidin hängt sehr stark vom pH-Wert der Umgebung ab. Das Cyanidin-Kation ist nur bei sehr niedrigem pH-Wert stabil und geht bei höheren pH-Werten leicht in eine farblose Zwischenstufe über. Bei dieser Zwischenstufe wird das Cyanidin-Kation in 2 kleinere konjugierte Systeme aufgeteilt, die beide eher im UV-Bereich absorbieren. Bei weiter steigendem pH-Wert wird durch Dehydroxylierung wieder ein System von konjugierten Doppelbindungen aufgebaut, die Farbigkeit steigt wieder stark an, bis schließlich bei sehr hohen pH-Werten durch Aufbruch des zentralen Ringes eine offenkettige, gelbe Verbindung (ein Chalkon) entsteht (siehe Abb.1).


Abb.1: Cyanidin bei verschiedenen pH-Werten [1]

Weiße Rose
Beim Verbrennen von Schwefel entsteht Schwefeldioxid, das mit Wasser in einer Gleichgewichtsreaktion zu Hydrogensulfit und einem Proton reagiert:

Durch nukleophile Addition des Hydrogensulfits an das Cyanidin, entsteht ein stabiles, farbloses Addukt vom Meisenheimer-Typ. Die Rose erscheint somit weiß:

Bei der beschriebenen Reaktion handelt es sich um eine Gleichgewichtsreaktion. Bei der Reaktion mit Salzsäure bildet sich der rote Blütenfarbstoff wieder zurück:

Blaue Rose
Bei der Behandlung der Rosen mit aufsteigenden Ammoniumhydroxid-Dämpfen kommt es zur Deprotonierung der phenolischen OH-Gruppe und damit zur Ausbildung der blauen chinoiden Base. Die Rose erscheint somit blau:

Bei der beschriebenen Reaktion handelt es sich um eine Gleichgewichtsreaktion. Bei der Reaktion mit Salzsäure bildet sich der rote Blütenfarbstoff wieder zurück:

 

Literatur:

  1. http://www.uni-bayreuth.de/departments/didaktikchemie/
    umat/bluetenfarbstoff/bluetenfarbstoff.htm, Stand13.12.05

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Didaktik der Chemie
Universität Bayreuth

© Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de, Stand: 20.09.10