Hintergrund zu:

Farbiges Feuer mit Wasser

Der Versuch „Farbiges Feuer mit Wasser“ funktioniert wie die meisten pyrotechnischen Mischungen nach dem Prinzip einer Redoxreaktion. Das heißt, ein Stoff gibt Sauerstoff ab, wird also reduziert, während ein anderer Stoff Sauerstoff aufnimmt, also oxidiert wird (historische Sichtweise). Da eine pyrotechnische Mischung allerdings selten aus nur zwei Komponenten besteht, sind die Reaktionen, die in ihr ablaufen, doch recht kompliziert. Die meisten Mischungen bestehen aus einer sauerstoffliefernden Substanz und einem leicht brennbaren (oxidierbaren) Stoff. Allerdings muss man auf das chemische Gleichgewicht achten. D.h. in einer Mischung darf nicht mehr sauerstoffliefernde Substanz vorhanden sein, als zur Verbrennung der brennbaren Substanz nötig ist, da ein solcher Überschuss die Reaktion behindern würde. Das richtige Verhältnis kann man anhand der Reaktionsgleichung berechnen. Aber ein perfektes Gleichgewicht bedeutet nicht, dass eine Mischung auch gut funktioniert - manchmal muss man viele Versuche durchführen, bevor man Erfolg hat. Es gibt noch mehr Faktoren, die eine Rolle spielen, z.B. die Partikelgröße. In diesem Versuch kommt die heftige Reaktion nur zustande, wenn man mit Zinkpulver arbeitet. Bei Einsatz von Zinkbrocken würde die Reaktion nur sehr langsam und ohne Explosion ablaufen. Je feiner das Pulver, desto größer ist auch seine Oberfläche und desto besser kann es reagieren, wobei eine zu geringe Körnchengröße heftige Explosionen auslösen kann. Ein Kilo Holz in Form eines Würfels wird nicht brennen, wenn man ein brennendes Streichholz daran hält, ein Kilo Holzwolle dagegen schon. Trotzdem sollte man wissen, welche Reaktion man erreichen will - eine Wunderkerze mit Eisenstaub herzustellen ergibt keinen Sinn, sie würde mit hellem Aufleuchten in zwei Sekunden verbrennen, mit grobem Eisenpulver dagegen brennt sie ruhig und funkelt vor sich hin. Für ein Blitzlichtpulver, das schlagartig verbrennen soll, wird man also immer staubfeine Bestandteile verwenden.

Zum Versuch

Durch das Wasser wird die stark exotherm ablaufende Redoxreaktion zwischen dem Zinkstaub und dem Nitrat (Sauerstofflieferant) initiiert. Wegen der großen Oberfläche des Zinkstaubes kann die Reaktion sehr schnell und heftig (unter Wärmeabgabe) ablaufen. Es gibt zwei Erklärungen für den Ablauf der Reaktion:

Es kommt zunächst zur Bildung von atomarem Wasserstoff, einem Radikal. Man spricht vom Wasserstoff "in statu nascendi" (lateinisch für "im Zustand der Geburt"). Das Wasserstoffradikal reagiert - bevor er sich mit einem anderen Radikal zum Wasserstoffmolekül H2 verbindet - in einer Folgereaktion mit Nitrat zum Nitrit.

 

Es kann dann zu weiteren Reaktionen kommen, wobei Stickstoff (N2) und Stickstoffdioxid (NO2) entstehen können.

     usw. [1]

 

Nach einer anderen Erklärung stammen die Elektronen aus einer direkten Reaktion zwischen dem Nitrat und dem Zink, das dabei oxidiert wird.

Die Wasserstoffionen haben nach diesem Reaktionsmodell nur die Aufgabe, den Sauerstoff aus dem Nitrat zu "entsorgen".
Daneben überträgt das Zink auch Elektronen auf das Wasser bzw. auf die Wasserstoff- oder Ammoniumionen, wobei Wasserstoff und Ammoniak entstehen:

 

Diese Reaktionen laufen an der Oberfläche des Metalls ab. Es handelt sich um eine chemische Zersetzung des Metalls, also um die Korrosion von Zink in sauren Nitratlösungen. Ammoniumchlorid beschleunigt den Vorgang und verdampft dabei unter Zersetzung. Die Dämpfe bestehen aus NO2, NH3, H2O und NH4NO2. [1][2]

Die Farben

Das faszinierende an einem Feuerwerk sind die unterschiedlichen Farben: Blau, Rot, Grün, Violett, Gelb, etc. Was so schön aussieht ist teilweise sehr schwierig zu erreichen. Eine Flamme kann man durch Zugabe von Metallsalzen wie Natrium (Gelb), Barium (Grün), Strontium und Lithium (Rot), Kalium (Violett) und Kupfer (Blau) färben. Die Farberscheinung ist darauf zurückzuführen, dass die Valenzelektronen der Metalle durch die Brennerflamme in einen angeregten Zustand versetzt werden. Dieser angeregte Zustand ist aber sehr instabil. Beim Zurückfallen auf den Grundzustand wird der zwischen den beiden Schalen vorherrschende Energieunterschied in Form von Lichtenergie freigesetzt.

Die genannten Metalle sind nicht die einzigen, die Flammenfärbungen hervorrufen können, wohl aber die gebräuchlichsten. Bei der Auswahl sollte man aber genau wissen, welches Farbenspiel man mit einem Feuerwerk erreichen möchte. Nimmt man eine Mischung aus Schwefel, Kaliumnitrat, Strontiumnitrat und Natriumnitrat, so wird diese immer gelb brennen, da das Natrium ein sehr intensives Gelb erzeugt und so das Rot des Strontiums und das Violett des Kaliums völlig überdeckt. Gibt man zu einer Mischung von Strontiumnitrat und Schwefel noch Magnesium dazu, dann wird diese Mischung viel weniger rot brennen, da das Magnesium ein sehr helles weißes Licht abgibt und so das Rot zum Teil verblasst.

Alle Farben, außer Blau, lassen sich sehr einfach erzeugen, indem man das Nitrat des entsprechenden Metalls verwendet. Der Einsatz von Kupfernitrat erzeugt allerdings keine blaue Farbe in pyrotechnischen Mischungen. Um Blau zu erzeugen, muss man verschiedene Kupfersalze in derselben Mischung verwenden, und genaue Mengen organischer Chlorverbindungen zufügen, da die blaue Färbung nur dann entsteht, wenn während des Verbrennens neben Kupfer auch Chlor vorhanden ist. In diesen Mischungen herrscht ein feines Gleichgewicht vor, das man nicht errechnen kann. Man kann es nur durch Versuche erreichen! [3]

Literatur:

  1. http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/gefahr/feue-was.htm, Stand 28.08.05
  2. http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/tip/h2bild.htm, Stand 28.08.05
  3. http://www.pyro-partner.de/feuerwerk/fwrk_chemie.html, Stand 28.08.05

top

Didaktik der Chemie
Universität Bayreuth

© Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de, Stand: 20.09.10