Antwort von Prof. Dr. K.
Seifert und AkadOR W. Wagner:Wie oft bei
Naturstoffen zeigt sich ein sehr widersprüchliches Bild von Wirkungen,
sobald man genauer hinschaut. Ein paar Sätze zum Umfeld:
Die große Stoffklasse der Flavonoide ist eine Klasse
gelber Pflanzenfarbstoffe. Am häufigsten kommen Derivate des Flavons
vor, wobei OH-Gruppen u.ä. an ein oder mehreren Positionen des
Gerüstes stehen. Flavon selber ist farblos. In viel geringerem Anteil
kommen die Isoflavone vor, immerhin wurden über 600 beschrieben (z.B.
in Klee, Süßholz, Soja). [1]
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Flavon-Grundgerüst |
Isoflavon-Grundgerüst |
Verschiedenste Wirkungen wurden den Flavonoiden und
Isoflavonoiden zugeschrieben: sie reichen von starken Giften (Rotenon)
bis zu antiarteriosklerotisch und... hormonell! Besonders
Isoflavonoide wirken leicht östrogen, manche antiöstrogen, weshalb sie
auch als Phytoöstrogene bezeichnet werden. Es geht aber weiter: unsere
Darmflora wandelt diese Stoffe in andere um, die wiederum verstärkte
Hormonwirkung zeigen. Mag diese Wirkung auch nur 0.1% der
körpereigenen Hormone betragen, so ist die Konzentration aber eine bis
zu 10.000fache. Da die Darmflora individuell verschieden ist, ist die
Reaktion der Individuen auch uneinheitlich. Dazu kommt der Einfluss
der Lebensmittelverarbeitung, was eine Stoff-Wirkung-Beziehung sehr
schwer untersuchbar macht. Und dann: dem Vorzug der
Antiöstrogenwirkung, somit der Hemmung von Brustkrebszellen, steht
eine Förderung der Kropfbildung entgegen. Was bei Frauen gut erscheint
(Wirkung gegen Brust- und Darmkrebs) führt bei männlichen Alkoholikern
zur Feminisierung und bei Föten womöglich zu Leukämie. [2]
Zurück zum Kaffe. Eine quantitative Angabe zum
Flavonoidgehalt war nicht zu finden. Zwar gibt es Sorten, die im
Reifezustand statt rote gelbe Beeren entwickeln und dann auch viel
Flavonoid enthalten, doch gilt das für die Samenhülle, nicht
notwendigerweise auch für die Bohne. [3] Flavonoide sind in praktisch
allen Pflanzen enthalten. Mag man unbedingt welche zu sich nehmen,
empfehlen sich Birkenblätter (Betula pendula L.) mit bis zu 3%,
Weißdornblätter (Crataegus monogyna Jacq.) mit Blüten um 1-2%
oder Arnikablüten (Heterotheca inuloides Cass.) mit etwa 0.5%
Flavonoiden in bunter Mischung. [4]
Aus steuerlichen Gründen
ist es gar nicht so leicht, (in
Deutschland) an grüne Kaffeebohnen zu gelangen. Röstereien wären eine
Quelle, aber sie sind der
Kaffeesteuer unterworfen und geben sehr ungern etwas her, da sie
verständlicherweise nicht in den Verdacht der Steuerhinterziehung
kommen wollen.