Huminstoffe - Bau und BedeutungVortrag von Michael Stoll im Rahmen der "Übungen im Vortragen mit Demonstrationen - "OC", SS 2009 Gliederung:
Einführung. Das Wasser, das nach dem Gießen von Topfpflanzen in den Untersetzer läuft, verfärbt sich braun. Die Färbung ergibt sich aus den in der Erde vorhandenen Huminstoffen, deren Entstehung, Bau und Bedeutung für die Natur im folgenden Vortrag erläutert werden.
1 Entstehung der HuminstoffeDas Huminstoffsystem stellt einen Weg der Natur dar, abgestorbener, organischer Materie erneut eine Funktion zuzuführen. Huminstoffe bilden sich aus den Spaltprodukten von Pflanzenteilen. Nach dem Absterben von Pflanzen zersetzen Mikroorganismen die makromolekularen Pflanzenteile in kleinere, einfachere Strukturen. Es werden Polysaccharide in Monosaccharide, Eiweiße in Aminosäuren und Lignin (Zellwände der Pflanzen) in phenolische Verbindungen zersetzt. Diese einfacheren Strukturen vernetzen sich amorph durch radikalische Reaktionen und unter Mitwirkung von Mikroorganismen. Die Strukturformeln dieser Verbindungen geben Momentaufnahmen eines Zustandes wieder, der sich kontinuierlich durch äußere Beeinflussung (z.B.Temperaturschwankungen) ändert.
2 Bau der HuminstoffeHuminstoffe stellen amorphe, makromolekulare Strukturen dar, die zahlreiche Löcher durch sterische Hinderungen der zusammen gelagerten Bruchstücke aufweisen. Das wesentliche Strukturmerkmal ist die Vernetzung von phenolischen Verbindungen. Die Seitenketten, die aus Carbonyl-, Carboxyl-, und Hydroxylgruppen bestehen, bewirken überwiegend die Reaktionsfähigkeit der Huminstoffe. Außerdem werden noch Kationen, Silikate, Tone und reaktive, organische Moleküle in das Bindungssystem einbezogen. Die Verknüpfung der Moleküleinheiten erfolgt über verschiedene Brücken (z.B. Aminoverbindungen, Sauerstoff, aliphatische Ketten).
3 Bedeutung der Huminstoffe in der Natur3.1 Bindungen mit FremdmolekülenIn den "Löchern" können sich organische Fremdmoleküle (Schadstoffe, Pestizide) einlagern. Die Ausbildung der verschiedenen Bindungstypen zu Fremdmolekülen findet mit unterschiedlicher Bindungsstärke statt. Diese ist abhängig von den Zufälligkeiten der aufeinander treffenden Strukturen:
Schwermetalle können durch die reaktiven Seitengruppen (auch Komplexverbindungen) gebunden werden und somit zu einer Entgiftung des Bodens führen.
3.2 Förderung des Pflanzenwachstums Die Förderung des Pflanzenwachstums erfolgt aufgrund der Ladungswechselwirkungen bzw. Bindungsbildungen der reaktiven Gruppen des Huminstoffes zu Mineralstoffen (Calcium, Magnesium, Eisen) der Tonminerale. Dadurch ist die Aufnahme der Mineralstoffe durch die Pflanzen in Form von Ionen möglich. Außerdem können Nährstoffe (Stickstoff, Schwefel, Phosphor) aus den organischen Verbindungen durch Mikroorganismen freigesetzt werden. 4 Bedeutung der Huminstoffe für den MenschenLandwirtschaft: In der Landwirtschaft haben die Huminstoffe durch die Mineralstofffreisetzung entscheidende Bedeutung für die Fruchtbarkeit der Böden und somit für den Wert des Landes. Industrie: Böden, die durch die Industrie mit Schwermetallen kontaminiert wurden, können durch eine künstliche Humusaufschüttung entgiftet werden. Medizin: In der Medizin werden Huminstoffe als Regulator im Verdauungsstoffwechsel genutzt. Zusammenfassung
Literatur:
E-Mail: Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de, Stand: 16.03.17 |