Seminar zur Didaktik der Chemie I, WS 2006/07 Fehlvorstellungen auf Schülerseite1. AufgabeSchüler erscheinen im Unterricht der Schularten nicht als unbeschriebene Blätter. Sie bringen aus dem Alltag Vorerfahrungen mit, die hilfreich oder kontraproduktiv sein können. Für ersteren Fall sind Lehrer dankbar, bei letzterem oft hilflos. Ziel der Veranstaltung ist es, an einem konkreten Beispiel durchzuspielen, wie man Fehlvorstellungen "zurechtbiegen" könnte. Gleichzeitig möchte der Kursleiter den Teilnehmern Erfahrungen bei der Anwendung der Unterrichtsmethode "Projekt" verschaffen. 2. Planung der LösungDas Vorgehen wird auf drei Ebenen stattfinden:
2.1 Fachliche GrundlagenDie einzelnen Themen aus verschiedenen Fachgebieten sind aus der Gliederung zur Veranstaltung ersichtlich. Im didaktischen Bereich soll zunächst die Recherche bekannter Schüler(fehl)vorstellungen Material liefern. Sehr hilfreich dazu ist die STCSE-Bibliographie von Herrn R. Duit, IPN Kiel. Gefundene Fälle werden kategorisiert, die Teilnehmer entscheiden sich für eine der Kategorien, hier das "Vernichtungs(fehl)konzept". Aus dem pädagogischen Bereich werden Schulkonzepte recherchiert, die entweder methodische (Kerschensteiner) oder konzeptionelle (Mehlhorn) Hinweise zur Lösung liefern könnten. Aus den Neurowissenschaften sollen Erkenntnisse zusammengetragen werden, die entweder den Lernprozess (teilweise) erklären oder aus dem Verständnis der Funktionsweise des Gehirns heraus methodische Maßnahmen begründen könnten. 2.2 Ziele und InhalteAusgehend von dem erfahrenen "Vernichtungsfehlkonzept" sollen zunächst Experimente gesammelt werden, die Materievernichtung bzw. Materieerhalt thematisiere. Nach einer Sichtung sollen die Leistungen/Fehlleistungen der Experimente in Bezug auf den Zweck, Fehlvorstellungen zu widerlegen, bewertet und ausgesucht werden. Zum Schluss werden die am besten geeigneten in eine methodische Unterrichtseinheit eingebettet. 2.3 MethodeOffenere Lehrformen lassen sich nicht allein theoretisch lehren. Zur Anwendung kommt die Projektmethode. Die Theorie dazu ist aus der Vorlesung bekannt. Phasenweise überlässt der Dozent den Teilnehmern Planungsaufgaben. Erfahrungen dabei werden reflektiert, indem sich alle in die Beobachterrolle begeben. 3. Lösung und Stand der Ergebnisse3.1 Kategorisierung der (bekannten) FehlvorstellungenIn der Diskussion kristallisieren sich drei Ursachen für die erkannten Fehlvorstellungen ("Materie verschwindet bei chemischen Reaktionen bzw. wird neu gebildet") heraus:
3.2 Gefundene Experimente bzw. Gruppen von Experimenten:
Die Experimente werden ausprobiert. Die folgende Auswahlphase überleben noch die Nummern 1-3, dazu kamen weitere Kurzversuche, die in der Skizze beschrieben werden:
3.3 Methodische PlanungLeider ist aus der Literatur bekannt, dass Fehlvorstellungen sehr persistent sein können. Deshalb ist zu vermuten, dass einmaliges Behandeln im Unterricht nicht zum Erfolg führen wird. Genauso scheinen einige der (in der Literatur) zur Lösung des Problems vorgeschlagenen Experimente geradezu die Fehlvorstellung zu unterstützen, wenn sie NUR ausgeführt, nicht jedoch sehr sorgfältig besprochen werden. Folglich MÜSSEN zu den reinen Experimentieranleitungen deutliche methodische Hinweise dazu genommen werden. Im Ergebnis entstand je eine Unterrichtseinheit für die Jgst 4 bzw. 5 (Stufen P / SI, ohne das Fach Chemie) und für die Jgst. 8 bzw. 11 (Stufen SI / SII, mit dem Fach Chemie).
Die Stundenbilder decken nur den Kernbereich ab. Zur Festigung sind ähnliche Experimente und Gedankengänge in der Folge notwendig. E-Mail: Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de |