Seminar zur Didaktik der Chemie I, WS 2005/06 Öffnen von Experimentieranleitungen1. AufgabeVon Natur aus sind Experimentieranleitungen für den Chemieunterricht geschlossen. Dahinter steckt wahrscheinlich eine immanente Bausteinfunktion: Experimentieranleitungen haben keine selbständige Funktion im Unterricht, sie sollen nur (für den Lehrer?) zeigen, wie ein Experiment funktioniert. Somit ist die Adresse einer üblichen Anleitung auch klar: der Fachmann, der Chemielehrer. Er erwirbt sich mit der Kenntnis und dem Ausprobieren die Fertigkeit, das Experiment nach zu vollziehen. Das Experiment als Unterrichtsmedium ist ein völlig anderer Gesichtswinkel. Über die Rolle des Funktionierens hinaus muss das Experiment didaktische Funktionen erfüllen:
Für die blanke Experimentieranleitung existieren Forderungen an eine "gute" Anleitung:
Für den methodischen Einsatz genügen perfekte Anleitungen aus folgenden Gründen nicht:
Im Seminar soll der Weg von der geschlossenen Experimentieranleitung mit Informationsfunktion für den Fachmann hin zur Anleitung mit didaktischer Funktion erkundet werden. 2. Planung der LösungDie Studenten arbeiten in drei Gruppen zusammen und suchen sich aus dem Repertoire des Experimentierkurses II je ein Beispiel aus, bei dem Schüleraktivität gesteigert werden soll. Dabei sollen Merkmale offeneren Unterrichtes wie in den Referaten besprochen eingesetzt werden.3. Lösung und Stand der ErgebnisseErarbeitet und erprobt wurden: 3.1 Salze essen Der an sich schon ungewöhnliche Versuch zu den Bereichen
Sicherheitserziehung und Salze beinhaltet die Schwierigkeit, dass
Schüler sich eine Experimentierstrategie ausdenken müssen und der zu
beobachtende Effekt (Geschmack) nicht sehr eindeutig ausfällt. 3.2 Mischung und Reaktion Hierbei sollen die Schüler mit dem Laufmittel für eine chromatographische Auftrennung experimentieren. Besondere Schwierigkeit: sie müssen zu Beginn des Chemieunterrichts eine recht genaue Vorstellung von der Funktionsweise der Methode und der Rolle des Laufmittels haben. Empirisch können sie dann weitere Forderungen an ein ideales Laufmittel ableiten, z.B. Güte als Lösemittel für die zu trennenden Stoffe. 3.3 Sicherheitsstreichhölzer herstellen Die Zusammensetzung des Köpfchens zu erarbeiten wird als zu schwierig für den Anfangsunterricht angesehen. Bleibt der Brennstoff: hierfür können verschiedene Materialien auf Eignung getestet werden. Ähnliches bietet sich für die Reibefläche und Imprägniermaterialien an. 3.4 Schlussfolgerungen Es war überraschend für die Studenten, dass sich manche Anleitungen sehr leicht etwas öffnen lassen. Die Schwierigkeiten bzw. das Ausmaß dürfte spezifisch für den Versuch sein. Man sollte in Zukunft zwei Arten von Experimentieranleitungen unterscheiden:
Je nach Intensität der Öffnung können sich noch mehr Varianten ergeben, von einfacher quantitativer Variation eines Eduktes mit Hinblick auf eine Optimierung von Ergebnissen bis hin zu schulischen Forschungsaufträgen im forschend-entwickelnden Unterricht. E-Mail: Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de |