Hintergrund zu:

Das oszillierende Platinherz

Die Temperatur des Platindrahts reicht nicht aus, um den Methanoldampf im Erlenmeyerkolben zu entzünden (Zündpunkt: 455°C) [1]. Jedoch läuft auf der Oberfläche des Platindrahtes eine katalysierte Verbrennung des Methanols ab, die eine niedrigere Aktivierungsenergie erfordert. Diese heterogene Katalyse ist endotherm:

Die so gebildeten Wasserstoffatome verbinden sich nicht zu Wasserstoffmolekülen, sondern werden von der Oberfläche des Platindrahtes adsorbiert.  Mit der Luft gelangen Sauerstoffmoleküle in den Erlenmeyerkolben. Diese Sauerstoffmoleküle reagieren an der Oberfläche des Platindrahtes mit den dort adsorbierten Wasserstoffatomen zu Wassermolekülen, die in Form von Wasserdampf abdiffundieren:

Diese Reaktion (Knallgasreaktion) ist so stark exotherm, dass der Platindraht eine Temperatur von etwa 1000°C erreicht und dadurch hellrot erglüht.

Die frei werdende Reaktionswärme der zweiten Reaktion liefert die Reaktionswärme für die erste Reaktion und hält trotz hoher Energieabgaben an die kalte Umgebung den Platindraht am Glühen. Sobald im Erlenmeyerkolben ein verpuffungsfähiges Gemisch aus Luft, Methanoldampf und Formaldehyd erreicht ist, zündet der glühende Platindraht dieses Gasgemisch. Bei der Verpuffung laufen zwei Oxidationsreaktionen ab:

Die Verpuffung wird akustisch von einem Geräusch und visuell von einer blau flackernden Flamme begleitet. Kurzfristig besteht danach die Gasatmosphäre im Zylinder aus den Reaktionsprodukten der Verpuffung: Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid.

Die katalytische Reaktion am Platindraht wird durch den Mangel an Sauerstoff als Folge der Verpuffung für wenige Sekunden unterbrochen, wodurch der Draht zu glühen aufhört. Neu einströmender Sauerstoff startet die katalysierte Reaktion an der Oberfläche des Platindrahtes jedoch erneut. Sobald der Platindraht ca. 455°C erreicht, entzündet er das entstandene Gasgemisch im Erlenmeyerkolben erneut. Der Prozess wiederholt sich so lange, bis das Methanol verbraucht ist. [2]

Literatur

  1. www.experimentalchemie.de/versuch-012.htm, Stand 14.12.05
  2. Nick, S., Parchmann, I., Demuth, R.: Chemisches Feuerwerk - 50 effektvolle Schauversuche, 1. Aufl., Aulis Verlag Deubner, Köln, 2001, S.173-179

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Didaktik der Chemie
Universität Bayreuth

© Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de, Stand: 20.09.10