Hintergrund zu:

Blue Bottle

Informationen über Methylenblau

Das von Heinrich Caro im Jahr 1876 erstmals hergestellte Methylenblau (3,7-Bis(dimethylamino)-phenothiaziniumchlorid, N,N,N',N'-Tetramethylthioniumchlorid, Methylthioniumchlorid) ist der wichtigste Vertreter der kationischen Phenothiazin-Farbstoffe (Thiazin-Farbstoffe). Als reiner Farbstoff erscheint Methylenblau als dunkelgrünes Pulver, bzw. in Form dunkelgrüner Kristalle. Das meist gehandelte Zinkchlorid-Doppelsalz des Methylenblaus ist ein braunes, metallglänzendes, kristallines Pulver. Methylenblau wird als Redoxindikator benutzt. Es ist ein guter Wasserstoff-Akzeptor, der Alkohole in Gegenwart von Platin zu Aldehyden oxidiert und dabei entfärbt wird. Dieser Versuch lässt sich auch mit Glucose und Luftsauerstoff als "Blue-Bottle-Experiment" durchführen.

Verwendung

Methylenblau färbt die mit Tannin gebeizte Baumwolle ziemlich echt blau. Überraschend hohe Lichtechtheit zeigen mit Methylenblau gefärbte Polyacrylnitril-Fasern, weshalb es bis in neuere Zeit zum Färben und Drucken, auch von Papieren, kosmetischen Artikel, als Lackfarbstoff sowie in der Medizin und Mikroskopie verwendet wird. In der Histologie wird es zuerst durch Paul Ehrlich zur Färbung bestimmter Gewebearten (besonders Nerven) verwendet. Weiterhin wurde Methylenblau früher als Antiseptikum bei Malaria und Allgemeininfektionen, als Antirheumatikum und zu Diagnosezwecken eingesetzt. Methylenblau diente übrigens lange Zeit in der biochemischen Forschung als Modellsubstanz für NAD+. Im Gemisch mit Methylrot dient Methylenblau als Mischindikator. [1]

Zum Versuch

Es handelt sich bei der Blue-Bottle-Reaktion um eine durch Methylenblau katalysierte Oxidation der Glucose. Oxidationsmittel ist der Luftsauerstoff.

Methylenblau bildet dabei in reversibler Reaktion eine farblose Leukoform (Leukomethylenblau), in der das vorher vorhandene chinoide, mesomerie-stabilisierte System des Methylenblaus unterbrochen ist. Die farblose Stufe des Leukomethylenblaus kann als Beispiel für eine aktive Übergangsverbindung eines Katalysators angesehen werden.

Bei der Oxidation von Glucose wird der Sauerstoff nicht durch den Luftsauerstoff, sondern durch Reaktion mit Wasser eingefügt. Dabei entstehen formal Protonen, die eine weitere Reaktion verhindern würden. Entsprechend werden die Protonen mit der Lauge abgefangen. D-Glucose geht in der vorliegenden alkalischen Natriumhydroxid-Lösung zu Gluconat über.

Beim Schütteln der Flüssigkeit gelangt Sauerstoff aus der Luft in die Lösung, der das Leukomethylenblau wieder zu Methylenblau oxidiert. Beim Stehen lassen beginnt die Reduktion des Methylenblaus erneut. Der Zeitpunkt, bei dem die durch Schütteln hervorgerufene Farbe wieder verschwindet, ist von der NaOH-Konzentration abhängig. Bei hoher NaOH-Konzentration erfolgt der Farbumschlag von blau nach farblos schneller, bei niedriger Konzentration langsamer.

Reaktionsmechanismus der Blue-Bottle-Reaktion

Vorgänge beim Stehen lassen

bulletOxidation der Glucose:

 

bulletReduktion von Methylenblau zu Leukomethylenblau durch Glucose:

 

Vorgänge beim Schütteln

bulletOxidation des Leukomethylenblau durch den Luftsauerstoff:

. [2][3]

Literatur:

  1. Falbe, J., Regitz, M.: Römpp Chemie Lexikon, 9. Aufl., Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1991, S. 2749
  2. http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/katalyse/bluebott.htm, Stand 27.01.06
  3. http://ch10.tiho-hannover.de/chemie/OrgPrak/OrgPrak5Ueb.htm#9.%20Oxidation%
    20und%20Reduktion%20von%20Methylenblau, Stand 27.01.06

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Didaktik der Chemie
Universität Bayreuth

© Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de, Stand: 20.09.10