Chemie

Chemie / Universität Bayreuth

Schiffsche Probe

Stand: 03.02.05

Frage:

Wieso reagiert Glucose (als eine Aldose) nicht oder nur schwach mit Schiff's Reagenz?

 

Antwort von Prof. Dr. Karlheinz Seifert, Lehrstuhl für Organische Chemie:

Die Schiffsche Probe ist eine Nachweisreaktion für Aldehyde. Dabei wird zunächst eine rote Lösung von Fuchsinhydrochlorid oder Pararosanilinhydrochlorid (1) durch Zugabe von schwefliger Säure (Einleiten von Schwefel(IV)-oxid) entfärbt. Wenn zu dieser Lösung beispielsweise Ethanal zugefügt wird, färbt sie sich blaurot, was auf das mesomeriestabilisierte Kation 6 zurückzuführen ist. Aus Pararosanilinhydrochlorid (1) entsteht durch Reaktion mit schwefliger Säure die farblose Pararosanilinleukosulfonsäure (2). Ethanal reagiert mit 2 über das Carbinolamin 3 zum Diimin 4. Addition von 2 Molekülen schwefliger Säure liefert 5, aus dem sehr leicht das Kation 6 gebildet wird.


Abb. 1: Mechanismus der Schiff-Reaktion


Abb. 2: Sulfonierung von Ethanal

In Konkurrenz zu dieser Reaktion steht die Sulfonierung des Alkanals, die das Carbonylkohlenstoffatom blockiert, so dass eine Reaktion im Sinne der Schiffschen Probe nicht mehr möglich ist (Abb.2 und 3 ).


Abb 3: Sulfonierung von Glucose

Warum nun viele Alkanale trotzdem mit der Schiffschen Probe nachweisbar sind, hängt mit der Reaktionskinetik und -thermodynamik zusammen. Die Aminogruppen der Pararosanilinleukosulfonsäure (2) reagieren in einer kinetisch kontrollierten Umsetzung zum Carbinolamin 3 und Diimin 4, wohingegen die Bisulfitadditionsverbindungen 7 und 8 die thermodynamisch kontrollierten Produkte sind.

Der Grund für das Ausbleiben der Schiff-Reaktion bei Glucose könnte in der bevorzugten Bisulfitaddition bestehen.

 

Literatur:

Robins, J.H.; Abrams, G.D. and Pincock, J.A.: The structure of Schiff reagent aldehyde adducts and the mechanism of the Schiff reaction as determined by nuclear magnetic resonance spectroscopy. Can.J.Chemistry 58, 339-347 (1980).

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