Chemie

Chemie / Universität Bayreuth

Leerprobe und Blindprobe

Stand: 03.02.05

Frage:

Welches ist der Unterschied zwischen einer Leerprobe und einer Blindprobe (wenn überhaupt einer ist)?

 

Antwort von Dr. C. Hölzel, Organische Chemie, und AkadOR W. Wagner, Didaktik der Chemie:

Die beiden Begriffe Leerprobe und Blindprobe werden sehr uneinheitlich, z.T. synonym verwendet. Das Römpp-Lexikon kennt nur die Blindprobe, syn. Leerversuch: "In der chem. Analyse Bez. für die Durchführung einer Nachweisreaktion ohne Beteiligung der zu analysierenden Probe zum Zwecke der Reinheitsprüfung der Reagenzien."

In der praktischen Analytik ist diese Definition jedoch nicht ausreichend. Man sollte  unterscheiden:
bulletdie Leerprobe (syn. Leerversuch i.S. der Römpp-Definition). Das ist ein Gemisch von Stoffen, die bei einer Analyse verwendet werden (Lösemittel, Hilfsmittel, alle Nachweisreagentien), jedoch ohne den Analyten (den zu bestimmenden Stoff). Zweck ist entweder eine Reinheitsprüfung oder ein Nullabgleich oder das Festlegen einer Farbreferenz usw.;
bulletvon der Blindprobe (abweichend von der Römpp-Definition!). Eine Blindprobe enthält eine bekannte Menge des Analyten und dient der Bestätigung einer Messung oder der quantitativen Eichung (z.B. an einem Gaschromatographen) oder dem Kennenlernen einer Nachweisreaktion.

Ein weiteres Beispiel aus dem chemischen Grundpraktikum:

  1. Wenn man bei sehr empfindlichen Nachweisen (etwa Al3+) nicht genau entscheiden kann, was Eigenfarbe oder positiver Nachweis ist, verwendet man zum Vergleich eine Leerprobe, in der Wasser und die Nachweisreagentien vorhanden sind, aber kein Al3+.
  2. Blindproben kommen z.B. bei der Phosphorsalzperle vor. Wenn man bei Ti nicht weiß, ob die schwach gelbe Färbung Zufall oder positiver Nachweis bedeutet, setzt man gezielt ein  Ti-Salz ein und vergleicht die Farbe der entsprechenden Phosphorsalzperle mit einer, die die zu analysierende Substanz enthält.

 

Literatur:
  1. CD Römpp Chemie Lexikon – Version 1.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 1995.
  2. Jander/Blasius: Einführung in das anorganisch-chemische Praktikum. Hirzel, Stuttgart 1977.

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