Chemie

Chemie / Universität Bayreuth

Die Blütenfarbe blauer Hortensien

Stand: 03.02.05

Frage:

Ist es wirklich möglich, durch Vergraben eines Eisennagels in der Blumenerde die blaue Blütenfarbe bei Hortensien zu erzeugen?

 

Antwort von Prof. Karlheinz Seifert, Organische Chemie:

Bei Hortensien (Hydrangea sp.) sind die Kelchblätter gefärbt. Die blaue Farbe bei Hydrangea-Arten ist wahrscheinlich auf einen Aluminium-Komplex mit Delphinidin-3-glucosid und 3-Caffeoylchinasäure zurückzuführen [1]. Blaue Kelchblätter enthalten mehr als 100ppm, rote weniger als 50ppm Al3+. In blauen Blüten nimmt der Aluminiumgehalt mit der Blühdauer zu, in den roten bleibt er konstant. Der Gehalt an Fe3+ zeigt ein ähnliches Verhalten. In-vitro-Experimente haben gezeigt, dass wahrscheinlich Al3+ für die blaue Farbe verantwortlich ist.

Einen weiteren Einfluss auf die Farbe scheint das Verhältnis von 3-Caffeoylchinasäure und 3-p-Cumaroylchinasäure zu 5-Caffeoylchinasäure (Chlorogensäure) zu haben [2]:
bulletrote Blüten enthalten hauptsächlich Chlorogensäure (im Verhältnis 1.5 : 1 zu den beiden 3-Estern). Chlorogensäure bildet keinen blauen Komplex mit Al3+.
bulletIn den blauen Blüten überwiegen 3-Caffeoyl- und 3-p-Cumaroylchinasäure.

Der pH-Wert des Bodens, auf dem Hydrangea-Arten wachsen, hat auch einen Einfluss auf die Blütenfarbe [3]: bei pH=3,5 enthalten blaue Blüten mehr Al, Mn, Mg und Si als rote Blüten, die bei höheren pH-Werten wachsen.

Schlussfolgerung: Eisen wird als Teil des Farbkomplexes nicht in die engere Wahl einbezogen und ist ziemlich sicher nicht farbgebend. Eisengaben sind somit unnötig - es sei denn, sie dienen als Salze der pH-Wert-Absenkung. Alaunzugabe KAl(SO4)2 ist wesentlich wirksamer, da Alaun sowohl als Al3+-Quelle, als auch als saures Salz pH-senkend wirkt Nach Auskunft des Ökologisch-Botanischen Gartens der Universität Bayreuth lassen sich manche Sorten beeinflussen, andere wiederum nicht.

 

Literatur:
  1. Toyama-Kato, I.; Biochemical Engineering Journal 14 (3), 237-241, 2003.
  2. Takeda et al.; Bulletin de Liaison - Group Polyphenols 15, 25-28, 1990.
  3. Wallace, A., Wieland, P. A. T.; Journal of Plant Nutrition 2 (1-2), 217-220, 1980.

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