Frage:
Ist es wirklich möglich, durch Vergraben eines Eisennagels in der
Blumenerde die blaue Blütenfarbe bei Hortensien zu erzeugen?
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Antwort von Prof. Karlheinz
Seifert, Organische Chemie: Bei Hortensien (Hydrangea sp.)
sind die Kelchblätter gefärbt. Die blaue Farbe bei Hydrangea-Arten ist
wahrscheinlich auf einen Aluminium-Komplex mit Delphinidin-3-glucosid
und 3-Caffeoylchinasäure zurückzuführen [1]. Blaue Kelchblätter
enthalten mehr als 100ppm, rote weniger als 50ppm Al3+. In
blauen Blüten nimmt der Aluminiumgehalt mit der Blühdauer zu, in den
roten bleibt er konstant. Der Gehalt an Fe3+ zeigt ein
ähnliches Verhalten. In-vitro-Experimente haben gezeigt, dass
wahrscheinlich Al3+ für die blaue Farbe verantwortlich ist.
Einen weiteren Einfluss auf die Farbe scheint das Verhältnis von
3-Caffeoylchinasäure und 3-p-Cumaroylchinasäure zu
5-Caffeoylchinasäure (Chlorogensäure) zu haben [2]:
| rote Blüten enthalten hauptsächlich Chlorogensäure (im
Verhältnis 1.5 : 1 zu den beiden 3-Estern). Chlorogensäure bildet
keinen blauen Komplex mit Al3+. |
| In den blauen Blüten überwiegen 3-Caffeoyl- und
3-p-Cumaroylchinasäure. |
Der pH-Wert des Bodens, auf dem Hydrangea-Arten wachsen, hat auch
einen Einfluss auf die Blütenfarbe [3]: bei pH=3,5 enthalten blaue
Blüten mehr Al, Mn, Mg und Si als rote Blüten, die bei höheren
pH-Werten wachsen. Schlussfolgerung: Eisen wird als Teil des
Farbkomplexes nicht in die engere Wahl einbezogen und ist ziemlich
sicher nicht farbgebend. Eisengaben sind somit unnötig - es sei
denn, sie dienen als Salze der pH-Wert-Absenkung. Alaunzugabe KAl(SO4)2
ist wesentlich wirksamer, da Alaun sowohl als Al3+-Quelle,
als auch als saures Salz pH-senkend wirkt Nach Auskunft des Ökologisch-Botanischen
Gartens der Universität Bayreuth lassen sich manche Sorten
beeinflussen, andere wiederum nicht. |
Literatur:
- Toyama-Kato, I.; Biochemical Engineering Journal 14 (3),
237-241, 2003.
- Takeda et al.; Bulletin de Liaison - Group Polyphenols 15,
25-28, 1990.
- Wallace, A., Wieland, P. A. T.; Journal of Plant Nutrition 2
(1-2), 217-220, 1980.
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Chemie / Universität Bayreuth
E-Mail: Walter.Wagner ät uni-bayreuth.de
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