Chemie

Chemie / Universität Bayreuth

Anthocyane in Blättern

Stand: 14.10.05

Frage:

Welche Rolle spielen Anthocyane in Blättern?

 

Antwort von Prof. Karlheinz Seifert, Lehrstuhl für Organische Chemie, und Prof. Erwin Beck, Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie:

 

Anthocyane gehören zur übergeordneten Gruppe der Flavonoide. Sie haben ein Absorptionsmaximum im UV-Bereich. Daher schützen sie die Pflanze als Schirmpigmente vor den schädigenden Wirkungen von UV-Strahlung. Besonders Mesophyllzellen werden abgeschirmt. Das drosselt die Lichtreaktion und somit wird eine Überenergetisierung und Überreduktion des photosynthetischen Elektronentransports erreicht. Bestrahlung von Blättern mit UV löst eine verstärkte Synthese aus. [1]

Die ökologische Deutung dieser Anthocyanakkumulation: Es handelt sich um das Phänomen des Jugendanthocyans, welches man oft bei Blättern beobachtet die sich so schnell entfalten, dass die Chlorophyllbildung hinter dem Blattwachstum zurückbleibt und dadurch die Gefahr der Photooxidation der Blattpigmente besteht. Normalerweise verschwindet das Jugendanthocyan, sobald die Chlorophyllsynthese abgeschlossen ist und sich die Chloroplasten nun durch die Photosynthesepigmente selbst schützen können. Bei den "Blut..."varietäten liegt eine Mutation vor, die eine Beendigung der Anthocyansynthese unterbindet. Das Mesophyll dieser Blätter bekommt nun weniger Licht und die Blätter zeigen den Habitus von Schattenblättern.

Ergänzung am 14.10.05 durch Walter Wagner, Didaktik der Chemie:
Soeben wird auf wissenschaft.de gemeldet, dass Anthocyane von manchen Arten im Herbst eigens synthetisiert werden. Der Zweck ist nun aufgeklärt: amerikanischer Ahorn, der für die bunte Färbung im "Indian summer" verantwortlich ist, stellt im frühen Herbst besonders viel Anthocyane her und packt sie in die Blätter. Nach dem Laubwurf verhindern die Stoffe das Keimen und das Wachstum von Konkurrenten (allopathischer Effekt). F. Frey zeigte das an Experimenten mit Salatsamen. Vom verwandten Stoff Catechin sind unkrautvernichtende Wirkungen schon länger bekannt. [4]

 

Literatur:
  1. Heldt, Hans-Walter; Heldt, Fiona: Pflanzenbiochemie; Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 1996.
  2. Schlee, Dieter: Ökologische Biochemie, G. Fischer, Jena 1992.
  3. Falbe, Jürgen et.al. (Hrsg.): Römpp Lexikon Naturstoffe, G. Thieme, Stuttgart 1997.
  4. http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=258135

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